Ist
HIV die Ursache von AIDS ?
Exklusiv
– Interview mit Eleni Papadopulos–Eleopulos
von
Christine Johnson
aus continuum Vol. 5, No. 1, Herbst 1997, S. 8 – 19
übersetzt
von Bernd Haußer (V)
überarbeitet
von Christian Joswig
Eleni
Papadopulos–Eleopulos
ist Biophysikerin. Sie
leitet eine Gruppe von HIV/AIDS–Wissenschaftlern in Perth/Westaustralien. In
den vergangenen mehr als zehn Jahren haben sie und ihre Kollegen viele wissenschaftliche
Arbeiten veröffentlicht, welche die HIV/AIDS–Hypothese in Frage stellen. Dieses
Interview befaßt sich mit diesen Arbeiten, besonders mit den Ansichten ihrer
Gruppe über das “AIDS–Virus” selbst.
CJ:
Eleni, vielen Dank für Ihre Einwilligung zu diesem Interview.
EPE:
Gerne.
CJ:
Führt HIV zu AIDS?
EPE:
Es gibt keinen Beweis, daß HIV zu AIDS führt.
CJ:
Warum nicht?
EPE:
Aus vielen Gründen. Am wichtigsten: Es gibt keinen Beweis, daß das HIV
überhaupt existiert.
CJ:
Das ist eine ziemlich kühne und unglaubliche Behauptung.
EPE:
Das stimmt. Nichtsdestoweniger haben mich meine Forschungen zu dieser Schlußfolgerung
geführt.
CJ:
Aber haben Montagnier und Gallo das Virus nicht isoliert? Damals in den frühen
achziger Jahren?
EPE:
Nein. In den von diesen beiden Forschergruppen in der Zeitschrift Science
veröffentlichten Arbeiten findet man keinen Beweis für die Isolation eines
Retrovirus von AIDS–Patienten.1,2
CJ:
Aber sie sagen, sie hätten ein Virus isoliert.
EPE:
Es kommt auf die Interpretation der Daten an.3-5
CJ:
Vielleicht sollten Sie erklären, wie Sie zu dieser ziemlich radikalen Sicht
kommen.
EPE:
Ich denke, wir beginnen am einfachsten mit der Frage: “Was ist ein Virus?” Die
Antwort lautet ganz simpel: Ein Virus ist ein mikroskopisches Partikel (Teilchen),
das sich innerhalb einer Zelle reproduziert.
CJ:
Tun das Bakterien nicht auch?
EPE:
Sie können es. Aber es gibt einen sehr wichtigen Unterschied: Bakterien sind
nicht auf die Replikation innerhalb einer Zelle angewiesen, Viren dagegen sehr
wohl. Wissen Sie, was Bakterien aus einer befallenen Zelle oder von einer
unbelebten Nahrungs- und Energiequelle aufnehmen, das wird alles innerhalb der
bakteriellen Zelle zur nächsten Bakteriengeneration zusammengefügt. So vermehren
sich auch unsere menschlichen Zellen. Viren können das aber nicht tun. Die
Viruspartikel bestehen in Wirklichkeit aus nichts mehr als aus ein paar
Proteinen, die um ein Stück RNS oder DNS geschnürt sind, aber ohne die zur
Replikation nötige Maschinerie.
CJ:
Während also eine Zelle einer Fabrik gleicht, entspricht ein Virus einem
Bauplan, der sich eine Fabrik suchen muß?
EPE:
Ich kann keinen besseren Vergleich finden.
CJ:
Und wie vermehrt sich ein Virus?
EPE:
Es muß in eine Zelle eindringen. Dazu verbindet sich die schützende Hülle der Viruspartikel
mit der Zellmembran und dann schlüpft das Partikel in die Zelle hinein. Einmal
drinnen mit Hilfe der Zell-Stoffwechselmaschinerie, wird das Viruspartikel
zerlegt. Dann werden mit Hilfe eben dieser Maschinerie getrennte Stücke von
neuem Virus synthetisiert. Schließlich werden alle Viruskomponenten zusammengesetzt
und die neuen Viruspartikel treten heraus.
CJ:
Wo heraus?
EPE:
Entweder zerstört das Virus die Zelle oder, wie es bei den Retroviren der Fall
ist, die Viruspartikel haben eine friedlichere Weise des Austretens durch
Knospung aus der Zellmembran. Aber nicht so beim HIV. Anders als bei Retroviren
üblich, wird gesagt, HIV zerstöre die Zellen.
CJ:
Gut. Was von den HIV-Partikeln? Sie behaupten, das seien keine Viren?
EPE:
Um die Existenz eines Virus zu beweisen, müssen Sie dreierlei tun. Als erstes
Zellen kultivieren und ein Partikel finden, von dem Sie annehmen, es handle
sich um ein Virus. Es ist einleuchtend, daß das Partikel einem Virus wenigstens
ähnlich sehen sollte. Zweitens müssen Sie eine Methode finden, wie Sie diese
Partikel für sich allein bekommen, so daß Sie sie zerlegen und ihre
Bestandteile analysieren können. Und dann müssen Sie beweisen, daß die Partikel
getreue Kopien von sich selbst erzeugen können, mit anderen Worten, daß sie
sich replizieren (vermehren) können.
CJ:
Kann man nicht einfach durch ein Mikroskop schauen und sagen: Da ist ein Virus
in der Kultur?
EPE:
Nein, das geht nicht. Darum dreht sich die ganze Virusfrage. Nicht jedes
Partikel, das wie ein Virus aussieht, ist auch ein Virus. Man muß beweisen, daß
die Partikel, die man als Virus bezeichnet, wirklich Kopien von sich selbst
erzeugen können. Keine Replikation – kein Virus. Tut mir leid, aber das ist ein
extrem wichtiger Punkt. Niemand, und besonders nicht die Virologen, darf das
ignorieren.
CJ:
Das erscheint logisch. Ich halte es kaum für möglich, daß man durch Infektion
mit einem Partikel krank wird, das sich nicht vermehren kann.
EPE:
Genau.
CJ:
Wo ist dann die AIDS–Forschung fehlgelaufen?
EPE:
Es handelt sich weniger um die Frage, wo die Forschung fehlging. Die Frage
lautet eher: Was wurde ausgelassen? Aus irgendeinem unbekannten Grund wurde die
jahrzehntealte Methode retroviraler Isolation6,7, die zum Studium
tierischer Retroviren entwickelt wurde, nicht befolgt.
CJ:
Jetzt wäre eine nähere Erläuterung über Retroviren angebracht.
EPE:
Richtig. Wie Sie wahrscheinlich wissen, soll HIV ein Retrovirus sein.
Retroviren sind unglaublich winzige, fast kugelförmige Partikel, die...
CJ:
Wie winzig sind sie?
EPE:
Hundert Nanometer im Durchmesser.
CJ:
Wie winzig ist das?
EPE:
Ein Zehntausendstel Millimeter. Millionen von ihnen würden auf einen
Stecknadelkopf passen.
CJ:
Wie kann man so etwas Winziges überhaupt sehen?
EPE:
Man braucht dazu ein Elektronen-Mikroskop (EM). Damit können wir die Größe und
Form retroviraler Partikel erkennen. Sie sind fast rund, haben eine äußere
Hülle, die mit “knobs” (= Knöpfchen, diesen Nagelkopf-ähnlichen Auswüchsen auf
dem Virus, wie es auf Zeichnungen dargestellt wird) bedeckt sind, und einen inneren
Kern aus verschiedenen Proteinen und RNS haben.
CJ:
Wenn HIV also existiert, so ist es ein RNS-Virus?
EPE:
Ja. Ein anderer wichtiger Punkt ist der, daß Retroviren ihre RNS-Information
nicht direkt zur Virusvermehrung einsetzen. Laut der Retrovirologie ist das die
Retroviren von fast allen anderen Viren unterscheidende Merkmal, daß sie, also
die Retroviren, ihre RNS zuerst in DNS umschreiben. Diese DNS wandert dann in
den Zellkern, wo sie sich mit der Zell-DNS vereinigt. Dieses Stück DNS nennt
man “Provirus”. Es sitzt nun da und “überwintert”, vielleicht jahrelang, bis
die Zelle irgendwie aktiviert wird.
CJ:
Was passiert dann?
EPE:
Die provirale DNS wird in RNS zurückübersetzt und es ist diese RNS, nicht die
ursprüngliche RNS, welche die Produktion der notwendigen Proteine veranlaßt, um
neue Viruspartikel zu bilden.
CJ:
Warum werden sie Retroviren genannt?
EPE:
Weil die Biologen lange Zeit der Meinung waren, daß die Richtung des
Informationsflusses in den Zellen aller lebenden Wesen von der DNS zur RNS
ginge und dann weiter zu den Proteinen, deren Synthese die RNS veranlaßt. Nennt
man diese Richtung “vorwärts”, so ist das Verhalten der Retroviren so, daß sie
zuerst ihre Information kopieren, nämlich “rückwärts” (= retro) gerichtet.
CJ:
Verstanden.
EPE:
Da gibt es eine weitere Sache. Eines der Proteine innerhalb eines
Retrovirus-Partikels ist ein Enzym, das diesen Prozeß katalysiert. Es
überrascht daher gar nicht, daß dieses Enzym “Reverse Transkriptase” genannt
wird.
CJ:
Und damit hat sich’s?
EPE:
Nun, darum werden sie “Retroviren” genannt.
CJ:
Sie erwähnten die jahrzehntealte Methode des Isolierens von Retroviren. Um
wieviele Jahrzehnte geht es da?
EPE:
Von den Vierzigern bis in die siebziger Jahre. Wissen Sie, Retroviren gehören
zu den zuerst entdeckten Viren. Dr. Peyton Rous begegnete ihnen, als er am
Rockefeller Center in New York mit bösartigen Muskeltumoren von Hühnern
experimentierte.8 Er konnte sie allerdings nicht wirklich sehen. Das
war 1911. Erst durch die Erfindung des Elektronenmikroskopes und der Hochgeschwindigkeits-
oder Ultra-Zentrifuge konnte man diese Dinge genauer einordnen und aussortieren.
CJ:
Was wurde eigentlich aussortiert?
EPE:
Diese Geräte führten zur Methode des Identifizierens und Reinigens von
retroviralen Partikeln.
CJ:
Das bedeutet das gleiche, wie sie zu isolieren?
EPE:
Ja. Um Partikel irgendeiner Art zu reinigen, muß der Wissenschaftler eine
Methode entwickeln, um die Partikel, die er erforschen will, von allem anderen
abzutrennen.
CJ:
Wie haben das Elektronenmikroskop und die Ultrazentrifuge die Reinigung von
Retroviren ermöglicht?
EPE:
Das Elektronenmikroskop erlaubte die Sichtbarmachung derart kleiner Partikel.
Den anderen, den extrem wichtigen Teil spielte die Ultrazentrifuge. Man
entdeckte, daß retrovirale Partikel eine physikalische Eigenschaft haben, durch
die es möglich ist, sie von anderem Material in Zellkulturen zu trennen. Diese
Eigenschaft ist ihre Schwebefähigkeit bei einer Dichte von 1,16g/ml. Sie wurde
eingesetzt, um die Partikel durch einen Prozeß zu reinigen, den man “density
gradient centrifugation” (Dichte-Gradienten–Zentrifugierung) nennt.
CJ:
Das klingt kompliziert.
EPE:
Die Technik ist kompliziert, aber das Konzept ist ganz einfach. Man bereitet
ein Reagenzglas mit einer Saccharoselösung, also von gewöhnlichem Zucker. Doch
sie wird so gemacht, daß die Lösung oben leicht ist und nach unten zum Boden
hin allmählich schwerer bzw. dichter wird. Inzwischen züchtet man die Zellen,
von denen man annimmt, daß sie ein Retrovirus enthalten. Wenn sie das tun, so
werden die Zellen retrovirale Partikel in die Kulturlösung ausscheiden. Wenn
man glaubt, daß sich genügend Viren gebildet haben, gießt man eine Probe von
der Kulturlösung ab und gibt vorsichtig einen Tropfen davon oben auf die
Zuckerlösung. Dann wird das Reagenzglas mit sehr hoher Geschwindigkeit
geschleudert. Dabei werden enorme Kräfte erzeugt, wodurch die in dem Tropfen
vorhandenen Partikel durch die Zuckerlösung getrieben werden, bis sie an eine
Stelle gelangen, deren Dichte ihrem spezifischen Gewicht entspricht. Ihre
Schwebefähigkeit bei dieser Dichte hindert sie dann daran, noch weiter zum
Boden hin zu wandern. Mit andern Worten: Sie wandern durch den
Dichtegradienten, bis sie an eine Stelle kommen, wo ihre Dichte oder ihr spezifisches
Gewicht mit dem der umgebenden Zuckerlösung übereinstimmt. Wenn sie dort sind,
halten sie an, alle miteinander, oder mit dem Jargon der Virologen gesagt, sie
machen dort eine Bande (sie sammeln sich dort an, sie “bandieren” dort). Diese
Bande kann dann selektiv entnommen und durch ein Elektronenmikroskop
fotografiert werden.
CJ:
Und sammeln (bandieren) sich die retroviralen Partikel an einer
charakteristischen Stelle?
EPE:
Ja. In der Saccharoselösung bandieren sie an dem Punkt, wo die Dichte 1,16g/ml
ist.
CJ:
Und dann sagt Ihnen die Untersuchung mit dem Elektronenmikroskop, was für einen
Fisch Sie gefangen haben?
EPE:
Nicht nur das. Es ist der einzige Weg um zu wissen, ob man einen Fisch gefangen
hat. Oder überhaupt etwas.
CJ:
Genau. Und haben Montagnier und Gallo das nicht getan?
EPE:
Das ist eines der vielen Probleme. Montagnier und Gallo verwendeten das
Dichtegradient-Bandieren, aber aus irgendeinem unbekanntem Grund
veröffentlichten sie überhaupt kein EM-Foto von dem Material mit 1,16g/ml
Dichte, das sie und jeder nach ihnen “reines HIV” nennen. Das ist ganz
rätselhaft, denn 1973 war das Pasteur-Institut Gastgeber eines Treffens, dem
verschiedene Wissenschaftler beiwohnten, die heute zu den maßgebenden
HIV-Experten zählen. Auf jenem Meeting wurde die Methode der Retroviren-Isolation
gründlich diskutiert und Fotografieren der 1,16g/ml Bande des Dichtegradienten
wurde als unbedingt notwendiger Bestandteil der Prozedur erachtet.
CJ:
Montagnier und Gallo haben aber Fotos von Viruspartikeln veröffentlicht.
EPE:
Nein. Montagnier und Gallo veröffentlichten EM-Fotos von ein paar Partikeln,
von denen sie behaupteten, es seien Retroviren, es sei das HIV. Aber Fotos
beweisen nicht, daß Partikel ein Virus sind, und die Existenz von HIV wurde
nicht mit der auf dem Treffen von 1973 vereinbarten Methode nachgewiesen.
CJ:
Und worin besteht diese Methode?
EPE:
Aus allen Schritten, die ich Ihnen soeben geschildert habe. Das ist die einzige
wissenschaftliche Methode, die es gibt: Man kultiviert Zellen, findet einige
Partikel, isoliert diese Partikel, zerlegt sie in ihre Teile, definiert ihre
Bestandteile, und weist dann nach, daß diese Partikel fähig sind, mehr von der
gleichen Art mit den gleichen Komponenten zu erzeugen, wenn man sie einer
Kultur nicht infizierter Zellen zusetzt.
CJ:
Bevor AIDS auf der Bildfläche erschien, gab es also eine wohlerprobte Methode,
um die Existenz eines Retrovirus nachzuweisen, aber Montagnier und Gallo
befolgten diese Methode nicht?
EPE:
Sie wandten einige der Techniken an, aber sie unternahmen nicht jeden einzelnen
Schritt. Es fehlt der Nachweis, welche Partikel, wenn überhaupt, in der
1,16g/ml-Bande des Dichtegradienten erscheinen, nämlich der Dichte, welche die
retrovirale Partikel auszeichnet.
CJ:
Aber was bedeuten dann deren Fotos?
EPE:
Montagniers und Gallos EM-Aufnahmen und jedes andere EM-Bild, das bis März
dieses Jahres (1997) veröffentlicht wurde, ist von ungereinigten Zellkulturen
und nicht vom Gradienten. Vor März dieses Jahres hat niemand ein Bild von einem
Dichtegradienten veröffentlicht.
CJ:
Was aber getan werden muß, um die Isolation retroviraler Partikel nachzuweisen?
EPE:
Ja.
CJ:
Kann die 1,16g/ml-Bande auch anderes als retrovirales Material enthalten?
EPE:
Ja. Das ist ein weiterer Grund, warum man eine Fotografie braucht, damit man
alles sieht, was da geschieht. Es war schon lange vor der AIDS-Ära bekannt, daß
Retrovirus-ähnliche Partikel nicht das einzige Material darstellen, das seinen
Weg an diese Stelle des Dichtegradienten findet. Winzige zelluläre Partikel,
einige erkennbar als interne Zellstrukturen, oder auch nur zelluläre Trümmer
können sich bei 1,16g/ml ansammeln. Und einiges von diesem Material kann
Nukleinsäuren enthalten und das Aussehen von Retrovirus-Partikeln annehmen.
CJ:
Was sind Nukleinsäuren?
EPE:
DNS und RNS.
CJ:
Es muß aber doch, wenn retrovirale Partikel von den Zellen ausgeschieden werden, ohne daß
dabei die Zellen zerstört werden, gewiß möglich sein, zelluläre Kontaminationen
(Verunreinigungen) zu vermeiden?
EPE:
Nun, es ist möglich und es ist nicht möglich. Sicherlich waren sich die
Tier-Retrovirologen dieses Problems bewußt und haben nachdrücklich darauf
hingewiesen, daß mit den Kulturen sanft umzugehen und ihnen regelmäßig
Nährlösung zu verabreichen sei, um die Zellen am Leben zu erhalten, so daß sie
sich nicht zersetzen. Im Fall des HIV gibt es aber noch zusätzliche Probleme.
Es wird uns gesagt, HIV sei zytopathisch, was heißt, es töte die Zellen. Daher
kann man kaum behaupten, daß vermeintliche Viruspartikel das einzige seien, was
in der Kulturflüssigkeit oder bei 1,16g/ml herumschwimmt. Der andere
Unsicherheitsfaktor besteht darin, daß bei vielen HIV-Experimenten die Zellen
vom Experimentator als Teil des Experiments absichtlich aufgebrochen werden.
Wenn man das weiß, ist es einem völlig schleierhaft, warum jeder HIV-Forscher den
entscheidenden Schritt unterlassen hat, eine EM-Aufnahme von einem
Dichtegradienten zu machen.5
CJ:
Könnte das daran liegen, daß die Elektronenmikroskopie hoch spezialisiert und
teuer ist?
EPE:
Das mag in den Anfangsjahren so gewesen sein, trifft aber jetzt nicht mehr zu.
Seit wenigstens zwanzig Jahren wird die Elektronenmikroskopie in den meisten
Krankenhäusern täglich eingesetzt, um alle Arten von Krankheiten zu
diagnostizieren. Außerdem gibt es viele EM-Fotos von HIV-Kulturen. Nur
gab es bis zu diesem Jahr aus irgendwelchen unbekannten Gründen keine Aufnahme
vom Dichtegradienten. [Anmerkung: Das
Fehlen eines EM-Fotos vom Dichtegradienten kann also keine Geldfrage oder
technologische Schwierigkeit sein.]
CJ:
Na schön. Reden wir nun über die Bilder von den Dichtegradienten, die in diesem
Jahr (1997) veröffentlicht wurden. Was ist darauf zu sehen?
EPE:
Zwei Gruppen, eine französisch-deutsche9 und eine vom amerikanischen
Nationalen Krebs-Institut10, veröffentlichten Bilder von
Dichtegradienten. In der französisch-deutschen Studie sind die Bilder von der
1,16g/ml-Bande. Es ist unmöglich zu sagen, von welcher Dichte die Aufnahmen in
der amerikanischen Studie genommen sind, doch wollen wir einmal annehmen, sie
seien korrekt von der 1,16g/ml-Dichte der retroviralen Partikel. Als erstes ist
zu sagen, daß die Autoren dieser Studien zugeben, ihre Bilder zeigten, daß die
große Masse des Materials im Dichtegradienten zellulären Ursprungs ist. Die
Autoren beschreiben dieses ganze Material als ”nicht-viral”, als ”Schein-(Pseudo-)Virus
oder als ”Mikrovesikel” (Mikrobläschen).
CJ:
Was sind Mikrovesikel?
EPE:
Eingekapselte Zellfragmente.
CJ:
Sind auf diesen Aufnahmen irgendwelche virale Partikel?
EPE:
Da sind ein paar Partikel, von denen die Forscher behaupten, es seien retrovirale
Partikel. Sie behaupten in der Tat, das seien die HIV-Partikel, erklären aber
nicht warum.
CJ:
Sind da viele von diesen HIV-Partikeln?
EPE:
Nein. Die Bande müßte Milliarden von ihnen enthalten, und wenn man eine
EM-Aufnahme davon macht, müßten sie das ganze Bild ausfüllen.
CJ:
Das angesammelte (bandierende) Material enthält also nur einige wenige
HIV-Partikel und vom Standpunkt der HIV-Partikel ist es ziemlich unrein?
EPE:
Ja.
CJ:
Wie kommentieren das die Experten?
EPE:
Sie sagen, das zelluläre Material kläre sich zusammen mit den HIV-Partikeln
(“co-purifies” with the HIV particles).
CJ:
Sagen Sie mir: die wenigen Partikel, von denen gesagt wird, es seien HIV, sehen
sie wenigstens wie Retroviren aus?
EPE:
Sie ähneln nur ganz vage retroviralen Partikeln. Gewiß sehen sie mehr nach
retroviralen Partikeln aus als alles andere Material und Partikel, doch selbst
wenn sie identisch wie retrovirale Partikel aussehen, kann man noch nicht
sagen, es seien wirklich Retroviren. Selbst Gallo gibt zu, daß Partikel
existieren, die bei 1,16g/ml bandieren und das Aussehen und die chemischen
Eigenschaften wie Retroviren haben, aber doch keine Retroviren sind, weil sie
nicht vermehrungsfähig sind.11
CJ:
Na schön, aber das beiseite – was ist der Unterschied zwischen diesen Partikeln
und echten retroviralen Partikeln?
EPE:
Gallo und alle anderen Retrovirologen, wie auch Hans Gelderblom, der die
meisten elektronenmikroskopischen Studien vom HIV gemacht hat, sind sich einig,
daß Retrovirus-Partikel fast kugelförmig sind, einen Durchmesser von 100 – 120
Nanometer haben und mit “knobs” (Knöpfchen) bedeckt sind.12,13 Die
von den beiden Studiengruppen als HIV bezeichneten Partikel sind nicht kugelförmig,
kein Durchmesser ist unter 120nm. In der Tat haben viele von ihnen einen über
doppelt so großen Durchmesser, wie er für Retroviren angenommen wird. Und keins
von ihnen scheint “Knöpfchen” zu haben.
CJ:
Aber die Größe wird doch nicht so entscheidend sein? Vieles in der Welt der
Biologie hat einen weiten Größenbereich. Z.B. Menschen: Es gibt eine Menge
Leute, die doppelt so groß sind wie andere. Sie alle sind immer noch Menschen.
EPE:
Was für Menschen gilt, das gilt noch lange nicht für Retroviren. Erstens:
Retroviren wachsen nicht. Sie werden sozusagen erwachsen geboren. Der korrekte
Vergleich besteht daher in erwachsenen Menschen. Es gibt nicht viele 3,60 m
große Menschen. Tatsächlich war der nachweislich größte Mann nur knapp 2,70 m
groß. Aber hier geht es um mehr als um Größe.
CJ:
Was noch?
EPE:
Wenn wir annehmen, daß sowohl die französisch-deutsche als auch die
US-amerikanische Gruppe ihre Partikel bei der korrekten Dichte gesucht haben,
dann müssen die von den beiden Gruppen gefundenen Partikel die gleiche Dichte
haben, 1,16g/ml. Mißt man die größten und die kleinsten Durchmesser der
Partikel in den EM-Aufnahmen, die sie als HIV bezeichnen, und berechnet davon
den Durchnitt – einmal angenommen, sie wären alle kugelförmig –, dann sind die
französisch-deutschen Partikel 1,14 mal so groß wie echte Retroviren und die
amerikanischen 1,96 mal so groß. Mit Hilfe der Durchmesser kann man dann das
Volumen berechnen. Nehmen wir 120nm als Obergrenze für den Durchmesser eines
retroviralen Partikels, so haben die französich-deutschen Partikel 50% mehr
Volumen als das echte Retrovirus, und die US-Partikel haben 750% mehr Volumen.
Sie haben also fünfmal soviel Volumen wie die französisch-deutschen.
CJ:
Was hat das zu bedeuten?
EPE:
Das bedeutet, daß die französisch-deutschen und die amerikanischen Partikel 50%
bezw. 750% mehr Masse enthalten als echte retrovirale Partikel.
CJ:
Wie kommt das?
EPE:
Weil Dichte das Verhältnis von Masse zu Volumen darstellt. Wenn das Volumen um
einen bestimmten Betrag steigt, muß die Masse, um die Dichte gleich zu
erhalten, um den gleichen Betrag steigen.
CJ:
OK, aber was wollen Sie damit sagen?
EPE:
Es geht darum, daß jedes echte retrovirale Partikel eine feste Menge an RNS und
an Proteinen enthält. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn das so ist, dann
bestehen diese Partikel aus viel mehr Material als ein echtes Retrovirus. Was
wiederum bedeutet, daß, wenn diese unterschiedlich großen Partikel wirklich HIV
sind, das HIV kein Retrovirus sein kann. Die einzige andere Erklärung wäre, daß
die EM-Aufnahmen nicht von der 1,16g/ml-Bande sind. Ist das der Fall, haben wir
keine andere Wahl, als die Definition von Retroviren zu verändern und, noch
wichtiger, die 1,16g/ml-Bande nicht als HIV zu betrachten. Wenn wir das jedoch
tun, dann ist die ganze Forschung am HIV, die diese Bande benutzte, hinfällig;
denn das ist es ja, was jedermann als gereinigtes HIV verwendet hat. Das würde
z. B. bedeuten, daß diese Bande nicht zur Gewinnung von Proteinen und RNS zur
Verwendung bei diagnostischen Hilfsmitteln zur Bestimmung der HIV-Infektion
verwertet werden kann (also zum HIV–Antikörper–Test, Anm. d. Ü.).
CJ:
Sie erwähnten, daß den Partikeln die “Knöpfchen” fehlen. Wie schwerwiegend ist
dieser Mangel?
EPE:
Alle AIDS-Experten sind sich einig, daß die Knöpfchen unbedingt dazu
erforderlich sind, daß das HIV-Partikel an einer Zelle andocken kann. Das gilt
als der erste Schritt bei der Infektion einer Zelle. Also: Kein Andocken –
keine Infektion. Die Experten gehen alle davon aus, daß die Knöpfchen ein
Protein enthalten, das man gp120 (= Glykoprotein 120) nennt, das sozusagen den
Haken in den Knöpfchen bildet, der sich auf der Oberfläche der zu infizierenden
Zelle (an den “CD4 Rezeptoren”) festhakt.14 Wenn HIV-Partikel keine
Knöpfchen haben, wie sollte HIV dann vermehrungsfähig sein?
CJ:
Sie meinen damit, es kann sich nicht an der Zelle festmachen, um in sie
hineinzudringen?
EPE:
Richtig. Und wenn es sich nicht vermehren kann, dann ist HIV kein infektiöses
Partikel.
CJ:
Das klingt mir nach einem schwerwiegenden Problem. Wie reagieren die Experten
auf diese Frage?
EPE:
Sie ignorieren sie. Dieses Problem mit den Knöpfchen ist nicht neu. Die
deutsche Gruppe lenkte die Aufmerksamkeit schon in den späten 1980ern darauf
und nochmals 1992.15,16 Sobald ein HIV-Partikel aus einer Zelle
freigesetzt wird, verschwinden alle Knöpfchen. Diese einzelne Tatsache hat
vielerlei Auswirkungen. Zum Beispiel sind dreiviertel aller getesteten
Hämophilen HIV-Antikörper-positiv. Und die Behauptung besagt, die Hämophilen
hätten ihre HIV–Infektion durch die Infusion von kontaminierten
Faktor-VIII-Gerinnungspräparaten erworben, die sie zur Behandlung ihrer Blutgerinnungsstörung
brauchen. Das Problem besteht darin, daß Faktor VIII aus Plasma gewonnen wird.
Das ist Blut, aus dem alle Zellen entfernt sind, was heißt, wenn irgendwelche
HIV-Partikel im Faktor VIII vorhanden sind, müssen sie frei in der Lösung schwimmen.
Wenn aber zellfreies HIV keine Knöpfchen hat, haben diese HIV keine
Möglichkeit, in neue Zellen einzudringen und sie zu infizieren.
CJ:
Wie erklären Sie dann HIV-Antikörper und AIDS bei Hämophilen?
EPE:
Meine Kollegen und ich haben verschiedene wissenschaftliche Arbeiten
veröffentlicht, in denen wir alternative Erklärungen diskutieren, einschließlich
einer detaillierten Studie zur Hämophilie in einer angeforderten Arbeit für die
Sonderausgabe 1995 von Genetica17, die der
HIV/AIDS–Kontroverse gewidmet war.
CJ:
Ich muß bekennen, ich finde es ziemlich schwer zu akzeptieren, daß Hämophile
nicht durch kontaminierte Gerinnungskonzentrate infiziert worden sein sollen.
Und ich wette, die Hämophilen selber auch.
EPE:
Leider ist es doch so. Aber vielleicht kann ich Sie mit einer kurzen und
einfachen Erklärung überzeugen. Sagen Sie mir: Wenn ein HIV-Positiver sich
verletzt und blutet – wie lange bleibt sein Blut infektiös? Außerhalb des
Körpers?
CJ:
Nach dem, was ich gelesen habe, höchstens ein paar Stunden.
EPE:
Und warum ist das so?
CJ:
Weil das HIV austrocknet und abstirbt. Das sagt jedenfalls die amerikanische
Seuchenkontrollbehörde CDC.18
EPE:
OK. Ich will Sie noch etwas fragen: Wie wird Faktor VIII hergestellt?
CJ:
Von gespendetem Blut.
EPE:
Richtig. Haben Sie schon einmal eine Flasche mit Faktor VIII gesehen?
CJ:
Nein.
EPE:
Macht nichts. Ich erkläre es Ihnen. Es kommt als ein trockenes, flockiges,
weißliches Pulver, und wenn es verwendet wird, ist es wenigstens einige Monate
alt. Erkennen Sie das Problem?
CJ:
Ja. Wenn es trocken und so alt ist, müßte jedes HIV darin längst abgestorben sein.
EPE:
Genau. Wie verursacht also Faktor VIII die HIV-Infektion und AIDS bei
Hämophilen?
CJ:
Ich weiß es nicht, aber ich denke, ich beginne zu sehen, warum Ihre Gruppe
nicht gerade gefeiert wird. Vielleicht sollten wir besser nicht in eine
Diskussion über Hämophilie geraten. Was meinen Sie, warum waren die meisten
HIV-Experten bisher ganz damit zufrieden, das Material von 1,16g/ml Dichte als
reines HIV zu betrachten?
EPE:
Ich halte es für voreilig zu glauben, diese Bilder führten bei irgendeinem zu
einer Meinungsänderung hinsichtlich des 1,16g/ml Anteils des Dichtegradienten,
daß es sich da nicht um reines HIV handelte.
CJ:
Nun, wie reagiert Ihre Gruppe auf diese Bilder?
EPE:
Aufgrund dessen, was diese Bilder vermitteln, gibt es keinen Grund zur
Behauptung, dieses Material sei rein oder es enthalte Retroviren-ähnliche
Partikeln oder gar ein richtiges Retrovirus oder, und das wäre noch
bedeutender, ein spezifisches Retrovirus namens HIV. Und das rechtfertigt unsere
Haltung, die wir von Anfang an eingenommen haben. Eine Haltung, die wir schon
lange zur Veröffentlichung gegeben haben, daß es nämlich keinen Nachweis gibt,
der die Isolation eines Retrovirus von AIDS-Patienten oder von Personen
aus AIDS-Risikogruppen beweist.
CJ:
OK. Legen wir die Bilder vom März 1997 auf die Seite und sprechen über das, was
man aus dem ableiten kann, was zuvor bekannt war. Wie solide ist das
Beweismaterial für die Existenz von HIV von vor März 1997?
EPE:
Bleiben wir bei Partikeln. Alles Beweismaterial stammt von EM-Aufnahmen von ganzen
Zellkulturen. Nicht vom Dichtegradienten. Aufgrund dieses Materials kann
man sagen, daß Zellkulturen eine bunte Vielfalt an Partikeln enthalten, von
denen manche Retroviren-ähnlich sein sollen. Das ist alles. Nichts von den
Partikel-Daten wurde weiter ausgeführt. Keine Reinigung, keine Analyse und
keine Prüfung der Vermehrungsfähigkeit. Verschiedene Forschergruppen, unter ihnen
Hans Gelderblom und seine Mitarbeiter vom Robert-Koch-Institut in Berlin, die
sich auf diesem Gebiet spezialisierten, haben bei diesen Kulturen nicht nur von
einer Art von Partikeln berichtet, sondern von einer
verblüffenden Menge verschiedener Partikel.13,19,20 Das wirft
verschiedene Fragen auf. Wenn eins dieser Partikel wirklich ein solches
Retrovirus ist, das von den Experten HIV genannt wird, was sind alle anderen?
Wenn die HIV-Partikel aus Geweben von AIDS-Patienten stammen, woher kommen dann
alle anderen? Welche dieser Partikel bandieren bei 1,16g/ml? Wenn die
HIV-Partikel AIDS verursachen, warum verursacht eines oder mehrere der anderen
Partikel nicht auch AIDS? Oder warum sollte es nicht die Erkrankung AIDS oder
die Behandlung der Kulturen sein, die die Erscheinung der Partikel überhaupt
erst veranlaßt? Und wenn wir zum HIV kommen: Die HIV-Experten werden sich nicht
einmal einig, welches das HIV-Partikel ist. Es gibt drei Subfamilien von
Retroviren und HIV wurde von verschiedenen Forschergruppen sowohl unter zwei
dieser Subfamilien einklassifiziert als auch drei verschiedenen Spezies
zugerechnet.
CJ:
Wo führt uns das hin?
EPE:
Wir wissen immer noch nicht, was jedes dieser Partikel bedeutet. Wir haben
keine bestimmte Partikel, die als Retrovirus identifiziert wäre, von dem man
dann die Proteine und die RNS nehmen und in den Tests zum Nachweis der
Infektion in Menschen gebrauchen könnte oder um damit Experimente auszuführen,
um zu prüfen und zu verstehen, was geschieht, ob es wirklich ein Virus gibt,
das AIDS verursacht.
CJ:
Also gut. Nehmen wir einmal an, wir hätten ein Bild vom Dichtegradienten und es
zeige nichts als Tausende von Partikel, alle mit der richtigen Form und Größe,
und mit Knöpfchen, die also wirklich retrovirale Partikel genannt werden
können. Gehen wir dazu über: Was sollte als Nächstes getan werden?
EPE:
Die nächsten Schritte wären: die Partikel zu zertrümmern und festzustellen,
welche Proteine und RNS sie enthalten; nachzuweisen, daß eines der Proteine ein
Enzym ist, das RNS in DNS umschreibt; und schließlich mit weiterem Material aus
dem Dichtegradienten nachzuweisen, daß, wenn man REINE Partikel in eine
unverseuchte Zellkultur gibt, genau die gleichen Partikel mit den gleichen
Bestandteilen entstehen.
CJ:
Und wurde das gemacht?
EPE:
Nein, aber vielleicht kann ich die Sache besser erklären, wenn ich das
bespreche, was gemacht wurde. Einige von Gallos Experimenten von 1984.
CJ:
Ist 1984 nicht veraltet?
EPE:
Nein, denn damals wurde die beste Forschung in Bezug auf HIV-Isolation geleistet.
Jene Experimente sind von äußerster Wichtigkeit, denn alles, was in Bezug auf
HIV geglaubt und gelehrt wird, gründet sich auf das, was damals geschehen ist.
CJ:
Alles?
EPE:
Ja, jedes Detail für sich. Ob ein HIV-Partikel isoliert wurde und daher jeder Anspruch
auf ihre Existenz. Die HIV-Proteine, die im Antikörper-Test Verwendung finden.
Die RNS, die im besonderen zur Diagnostik von HIV-infizierten Kindern
eingesetzt wird und jetzt zum Messen der sogenannten ”viral load” (Viruslast).
Und mehr. Doch die Frage ist: sind sie gut genug?
CJ:
Gut genug?
EPE:
Gut genug, um die Existenz eines einzigartigen Retrovirus mit Namen HIV zu
behaupten, und daß dieses Virus AIDS verursacht.
CJ:
OK. Erzählen Sie uns von den Experimenten Gallos. Warum hat er sich überhaupt für
AIDS interessiert?
EPE:
1984 hatte Gallo schon mehr als ein Jahrzehnt mit der Erforschung von
Retroviren und Krebs verbracht. Er war einer der vielen Virologen, die sich an
Präsident Nixons Krieg gegen den Krebs beteiligten. Mitte der 70er Jahre behauptete
Gallo, er hätte das erste menschliche Retrovirus in Patienten mit Leukämie
entdeckt. Er behauptete, seine Daten bewiesen die Existenz eines Retrovirus,
das er HL23V nannte.11,21 Damals verwandte Gallo, genauso wie er es
später beim HIV tun sollte, Antikörper-Reaktionen, um “nachzuweisen”, welche
Proteine in den Kulturen virale Proteine seien. Nicht lange später behaupteten
andere, die gleichen Antikörper in vielen Leuten gefunden zu haben, die keine
Leukämie hatten. Einige Jahre später jedoch wurde gezeigt, daß die nämlichen
Antikörper ganz natürlich vorkommen und sich gegen viele Substanzen richten,
die nichts mit Retroviren zu tun haben.22,23 Da wurde erkannt, daß
HL23V ein großer Mißgriff war. Es gab kein HL23V-Retrovirus. So entpuppten sich
die Daten von Gallo als Peinlichkeit und HL23V ist jetzt ausgestorben. Was
jedoch für uns interessant ist: die Beweismittel, die gebraucht wurden, um die
Existenz von HL23V nachzuweisen, sind gleicher Art wie die Beweismittel, die
die Existenz des HIV beweisen sollen. In der Tat waren die Beweismittel für
HL23V sogar noch besser als beim HIV.
CJ:
Besser in welcher Hinsicht?
EPE:
Nun, anders als beim HIV fand Gallo Reverse Transkriptase in frischem
Gewebe. Ohne Kulturen anlegen zu müssen. Und er veröffentlichte eine
EM-Aufnahme von Dichtegradient-Material, das bei 1,16g/ml vorhanden war.
CJ:
Und trotzdem entpuppte es sich als falscher Alarm?
EPE:
Richtig, nicht einmal Gallo spricht mehr vom HL23V. Aber 1980 berichtete er von
der Entdeckung eines anderen Retrovirus. Es handelte sich wiederum um dieselbe
Art von Daten, die er von Leukämie-Patienten gewonnen hatte, und dieses Mal
nannte er es HTLV-I. Er behauptete, es verursache eine besondere, seltene Art
Leukämie, die Gallo jetzt “Adult T4-Cell Leukaemia” (ATL, = T4-Zellen-Leukämie
Erwachsener) nennt. Es gibt in der Tat einige interessante Parallelen und
Paradoxen (Widersprüche) zwischen HIV und HTLV-I.
CJ:
Welche?
EPE:
Sie sollen die gleichen Zellen infizieren und auf die gleiche Weise verbreitet
werden. Jedoch anders als das HIV kam das HTLV-I nicht über das Gebiet hinaus,
in dem es entdeckt wurde. Das größte Verbreitungsgebiet von HTLV-I wurde von
Afrika und dem südlichen Japan gemeldet, und da ist es auch geblieben. In einer
längeren Zeit, als wir AIDS haben. Und nicht zu vergessen: Obwohl gesagt wird,
dieses Virus verursache Leukämie, entwickeln weniger als 1% der Virusträger je
eine Leukämie. Selbst nach 40 Jahren. Aber ich schweife ab. Was ich sagen
wollte: Viele der ersten AIDS-Patienten hatten einen Krebs, der als Kaposi
Sarkom bekannt ist, und auch eine erniedrigte Anzahl der T4-Zellen, der gleichen
Zellen also, die bei ATL im Überfluß vorhanden sind. Das war bekannt, weil die
Technik, die verschiedenen Arten der Lymphozyten zu zählen, zu etwa derselben
Zeit eingeführt wurde, als AIDS erschien.
CJ:
Und vom HIV wurde die Hypothese aufgestellt, es töte die T4-Zellen?
EPE:
Nun, das war zu früh für HIV, aber man kam auf die Vermutung, auf die
Hypothese, daß etwas sie töte. Gallo ging später in der Tat durch eine Phase,
wo er dachte, HTLV-I könnte der Schuldige sein, doch diese Theorie war
problematisch, weil HTLV-I angeblich Leukämie verursacht, und das bedeutet zu
viele T4-Zellen. Außerdem gab es im südlichen Japan trotz des häufigen
Vorkommens von HTLV-I keine AIDS-Fälle. Weil jedoch unter Homosexuellen mit
AIDS das Kaposi-Sarkom so häufig war und weil etwas ihre T4-Zellen zu befallen
schien, fuhr Gallo unbeirrt fort mit seinen Versuchen, ein Retrovirus zu
suchen, mit dem er alles erklären konnte.
CJ:
Was geschah als Nächstes?
EPE:
Gallo und seine Kollegen machten eine Menge Experimente, die ihren Niederschlag
in vier einander fortsetzenden Arbeiten fanden, die im Mai 1984 in der
Zeitschrift Science erschienen. Das war ein Jahr, nachdem die Franzosen
ihre Arbeit veröffentlicht hatten, auch in Science. Gallos Gruppe begann
mit dem Kultivieren von Lymphozyten von
AIDS-Patienten, aber augenscheinlich erzeugte keine der Kulturen genügend
Reverse Transkriptase, um Gallo von der Anwesenheit eines Retrovirus zu
überzeugen. Zu jener Zeit hatte Gallo einen tschechischen Forscher namens Mikulas
Popovic als Mitarbeiter. Popovic und Gallo einigten sich nun darauf,
Kulturlösungen von 10 AIDS-Patienten zu mischen und das Ganze einer Kultur von
Leukämie-Zellen beizugeben. Die in dieser Kultur verwendeten Leukämiezellen
hatten sie vor Jahren von einem Patienten mit ATL entnommen. Nach dieser
Prozedur zeigte sich soviel Reverse Transkriptase, daß Gallo und Popovic
überzeugt waren, daß sie jetzt ein Retrovirus hatten.
CJ:
Sie wollen damit sagen, daß ein Retrovirus nicht in Einzelkulturen von
AIDS-Patienten wachsen wollte, wohl aber, wenn die Proben vermischt und dann
kultiviert wurden?
EPE:
Ja.
CJ:
Ist das nicht etwas fragwürdig? Wie kann sich ein Keim so verhalten? Er müßte
doch bestimmt, wenn er in einer der Proben vorhanden ist, und wenn alle
Kulturen gleich behandelt werden, auf alle Fälle wachsen?
EPE:
So sollte man meinen.
CJ:
Und wenn man alle Proben vermischt, wie will man dann wissen, wer der
ursprüngliche Virusträger war? Es konnte ja auch von nur einem Patienten
stammen. Wurde Gallo je darüber zur Rede gestellt?
EPE:
Das wurde er, und in einer Fernsehdokumentation von 1993 sagte er, es sei ihm
gleichgültig gewesen, ob das Virus von einem bestimmten Patienten oder aus
einer Gruppe von Patienten stammte.
CJ:
Haben Sie nicht gesagt, die verwendeten Leukämiezellen wären ursprünglich von
einem Patienten mit Adult-T4-Zell-Leukämie gewonnen worden?
EPE:
Ja.
CJ:
Dann müssen die Kulturen ja viele T4-Zellen enthalten haben? (Anm.: Weil Leukämie
mit einem Überschuß an Leukozyten zu tun hat.)
EPE:
Das stimmt.
CJ:
Wenn diese Kulturen aus T4-Zellen bestanden, und wenn HIV diese Zellen abtötet,
wie konnte man dann von einem zelltötenden Virus erwarten, daß es darin wächst?
EPE:
Das ist ein weiteres Problem der HIV-Theorie in Sachen AIDS. Obwohl gesagt
wird, HIV töte T4-Zellen und schwäche die Immunabwehr – das ist die Bedeutung
von “AID” in AIDS – sind sowohl die leukämische Zell-Linie als auch ihr
H9-Klon, den Popovic schließlich erzeugte, unsterblich, selbst wenn sie mit HIV
infiziert sind. Das bedeutet, daß die Zellen eher, als vom HIV getötet zu
werden, es dem, was als HIV betrachtet wird, erlauben, unbegrenzt
weiterzuwachsen. Der H9-Klon findet weithin Verwendung, sowohl zur Forschung
als auch kommerziell zur Erzeugung dessen, was als HIV-Proteine betrachtet
wird, für den Einsatz bei den Antikörper-Tests.
CJ:
OK. Was hat Gallo nun überhaupt gemacht, um zu beweisen, daß er ein neues
Retrovirus von AIDS-Patienten isoliert hat?
EPE:
Liest man die erste Arbeit, so bestand das, was er Isolierung nannte, aus
EM-Fotografien von einigen Partikeln in den Kulturen – nicht vom
Dichte-Gradienten, sowie dem Finden von Reverser Transkriptase, und der
Beobachtung, daß einige bei einem Hämophilen und auch bei Kaninchen vorhandene
Antikörper mit einigen der Proteine aus den Zellkulturen reagierten.
CJ:
Das wurde als Isolation eines Virus hingestellt?
EPE:
Ja.
CJ:
Ist das wirklich Isolation?
EPE:
Nein. Isolation heißt Trennung von allem anderen. Nicht nur Entdeckung von
gewissen Phänomenen. Der einzige Weg, die Existenz eines infektiösen Agens
nachzuweisen, besteht in seiner Isolation. Darum geht es in dieser ganzen
Debatte.
CJ:
Ja, aber, isoliert oder nicht, wie reagieren Sie auf Gallos Anspruch, seine
Kulturen hätten ein Retrovirus hervorgebracht?
EPE:
Lassen Sie es mich wiederholen: Hier handelt es sich nicht um eine Isolation.
Gallo hat kein Virus isoliert. Es gab keine EM-Aufnahmen von einer Bandenprobe,
die, wie man erwarten müßte, nichts als retrovirale Partikel aufweist. Wie
hätte es sie auch geben können? Es gab überhaupt keine EM-Aufnahme von einer
Bandenprobe. Nur Bilder von Zellen mit etwa einem Dutzend Partikel in der Nähe,
aber keine Trennung (Isolation) und weder eine Analyse, noch der Nachweis, daß
diese Partikel sich zu identischen Partikeln replizieren könnten. Was wir nun
fragen müssen ist, ob Gallo einen Beweis für seine Behauptung hatte, daß er ein
Retrovirus entdeckt habe. Unserer Meinung nach hatte er ihn nicht. Und an
dieser Stelle ist es äußerst wichtig festzuhalten, daß das Auffinden von
Partikeln und von Reverser Transkriptase kein Beweis dafür sind, daß ein
Retrovirus zugegen ist.
CJ:
Sie sagten, Retrovirus-Partikel enthielten Reverse Transkriptase.
EPE:
Das tun sie. Tatsächlich wurde Reverse Transkriptase in Retroviren entdeckt,
aber die Sache hat einen Haken. Dieser Haken besteht aus zwei Dingen: Die Art
und Weise, wie das Vorhandensein von RT nachgewiesen wird, und die Tatsache,
daß RT nicht nur in Retroviren vorkommt.
CJ:
RT?
EPE:
Reverse Transkriptase. Das Vorhandensein von RT wird indirekt nachgewiesen. Indem
man etwas RNS zu einer Kultur gibt und schaut, ob DNS mit der entsprechenden Sequenz
erscheint.
CJ:
Sie wollen sagen, daß die Anwesenheit von RT aus der Fähigkeit der Kultur,
diesen besonderen Trick auszuführen, abgeleitet wird?
EPE:
Ja. Sie wird durch Nachweisen des Vorgangs der Reversen Transkription gemessen.
Wie viele Enzym-Tests, mißt der Test für Reverse Transkriptase, was das Enzym
bewirkt, nicht das eigentliche Enzym selbst. Im Fall der RT wird also die
Erzeugung von DNS gemessen, die von einem synthetischen Stück RNS, das man der
Kultur zugibt, kopiert wird. Das Problem liegt darin, daß RT nicht der einzige
Stoff ist, der in der Lage ist, diesen Trick auszuführen, wie Sie es nannten.
Andere Enzyme, normale zelluläre Enzyme, können diesen Trick auch ausführen.
Tatsächlich machen sie das sehr gut mit eben der synthetischen RNS, die alle
HIV-Forscher ihren Kulturen zufügen, und wenn sie in DNS24 kopiert
wird, dann behaupten sie, ihre Kultur
enthielte HIV-RT und damit HIV. Wenn Sie in der AIDS-Literatur lesen, wird es
deutlich, daß manche Forscher, die beanspruchen, sie hätten HIV isoliert, nicht
mehr getan haben, als RT zu festzustellen.
CJ:
Das ist sehr beunruhigend.
EPE:
Es gibt noch einiges mehr zur RT zu sagen. Zum Beispiel sind laut
Nobelpreisträger und Chef der Nationalen Gesundheitsinstitute in den USA,
Harold Varmus, RTs selbst in gewöhnlichen Zellen vorhanden. Ebenso verfügen
Bakterien über RT. Und man weiß, daß einige der Chemikalien, die eine
notwendige Komponente dieser Kulturen bilden, normale Lymphozyten zur reversen
Transkription anregen. Auch leukämische Zellen können den gleichen Trick ohne
Hilfe ausführen, d.h. ohne daß sie mit solchen Chemikalien oder Zellen von
AIDS-Patienten kultiviert werden.
CJ:
Es gibt also viele mögliche Ursachen für RT?
EPE:
Ja, und da ist noch etwas. Erinnern Sie sich, daß Gallo und Popovic H9-Zellen
verwendeten, um die Existenz von dem zu demonstrieren, was sie behaupteten, es
sei ein neues Retrovirus. Doch wie ich zuvor sagte, wenn man der H9-Zell-Linie
nachgeht – sie stammt von der HUT78-Linie ab, einer Zell-Linie, die ihr Leben
in einem Patienten begann, von dem Gallo sagte, er hätte eine Art Krankheit,
die von HTLV-I ausgelöst wird. Wenn diese Krankheit von HTLV-I ausgelöst wird,
dann wird sich HTLV-I und seine RT auch in eben diesen Zellen befinden, die
Gallo zum Nachweis des Vorhandenseins von HIV verwendete.
CJ:
Aber es wird doch gewiß niemand nach einem neuen Retrovirus suchen und dabei
Zellen verwenden, die schon ein anderes Retrovirus enthalten?
EPE:
Man würde denken, daß das nicht der Fall ist, besonders nachdem Gallo ein Jahr
zuvor eine Arbeit in Nature veröffentlicht hatte, in der er von
genetischen Sequenzen des HTLV-I in jener Zell-Linie berichtete, von der die
H9-Zellen ihren Ursprung hatten.25
CJ:
Der Beweis, der RT verwendet, erscheint also nicht kräftig?
EPE:
Das Problem mit der RT ist das gleiche wie mit allen Beweismitteln. Es ist wie
bei den Partikeln, die Gallo fotografierte. Sie können Partikel eines
Retrovirus sein, die reverse Transkription kann von der RT eines Retrovirus
ausgelöst sein, aber “kann” ist kein wissenschaftlicher Beweis. Man konstruiert
keine wissenschaftlichen Theorien von etwas, das im Ganzen möglich sein “kann”.
CJ:
Doch auch so, Eleni, wie können Sie diese Partikel abweisen? Sie sind so
überzeugend. Wie können Sie der Tatsache ausweichen, daß, wie weit Gallo und
wer auch immer sonst von der traditionellen Methode der Retroviren-Isolation
abgegangen sind, doch Partikel in diesen Kulturen zu finden sind und eine Menge
sehr angesehener Leute sie als Partikel eines Retrovirus betrachten.
EPE:
Ich respektiere Ihren Standpunkt, doch ich meine, Partikel müßten mit einer
beträchtlichen Menge an Perspektive gesehen werden. Retrovirus-ähnliche
Partikel sind praktisch überall zu finden. In den 70er Jahren hat man solche
Partikel oft in menschlichem Leukämie-Gewebe gefunden oder in Kulturen von
Embryonalgewebe und in den meisten tierischen und menschlichen Plazenten. Das
ist bedeutungsvoll, wenn man bedenkt, daß die H9-Zell-Linie von leukämischen
Zellen herstammt, und auch, weil Montagnier seine EM-Aufnahmen von Kulturen
machte, die aus Nabelschnur-Lymphozyten kultiviert worden waren. Es gibt auch
eine große Gruppe retroviraler Partikel, die als Typ C-Partikel klassifiziert
werden, die man in Fischen, Schlangen, Würmern, Fasan, Wachtel, Rebhuhn,
Truthahn, Baummäusen, Agouti, Bandwürmern, Insekten und auch in Säugetieren
findet. Und unter seinen vielen amtlichen Aufmachungen wurde HIV auch als Typ
C-Partikel beschrieben, sowohl von Montagnier als auch von Gallo.26
Es gibt auch den Bericht über eine Elektronenmikroskop-Studie von O’Hara und
Kollegen von Harvard aus dem Jahr 1988.27 Sie untersuchten vergrößerte
Lymphknoten sowohl von AIDS- als auch von Nicht-AIDS-Patienten und fanden
“HIV”-Partikel bei 90% von beiden Gruppen. Sie mußten zugeben, daß
Partikel allein keine HIV-Infektion beweisen können.
CJ:
Na schön. Verlassen wir die Partikel. Was hat es mit den Antikörpern auf sich,
die mit den Zellen in den Kulturen reagierten? Sicherlich müßten die doch etwas
belegen, das tatsächlich vorhanden ist? Hat das nichts mit einem retroviralen
ansteckenden Stoff [Bestandteil; Erreger] zu tun?
EPE:
Es könnte stimmen, aber da haben wir wieder dieses Wort. Es ist einfach nicht
möglich nachzuweisen, daß Proteine zu einem Retrovirus gehören oder daß
Antikörper von einem Retrovirus hervorgerufen werden, oder zu behaupten, man
hätte den Beweis für die Isolation eines Retrovirus, nur weil verschiedene
Dinge in einem Reagenzglas miteinander reagieren.
CJ:
Können Sie das bitte etwas näher erläutern?
EPE:
Wiederum: Laßt uns mit den Daten nicht weiter gehen, als es gute Wissenschaft
erlaubt. Die in der ersten Arbeit Gallos geschilderten Experimente versichern
uns, daß gewisse Antikörper, die in einem Hämophiliepatienten und auch in
Kaninchen zugegen waren, mit einigen Proteinen in H9-Zellen reagierten, die
zusammen mit Lymphozyten von AIDS-Patienten kultiviert wurden.1
CJ:
Sind das die Daten?
EPE:
Das sind die Daten, mit denen wir zu arbeiten haben. Worauf es ankommt, ist,
wie wir die Daten interpretieren. Nun, für das, was Gallo die Isolation von HIV
nennt, hielt er die Antikörper für den entscheidenden Beweis. Woher wissen wir
das? Aus zwei Gründen. Erstens, was wir schon gesagt haben. Gallo wußte, da
sind Partikel, die genau wie Retroviren aussehen, die sich bei 1,16g/ml
ansammeln und die RT enthalten, sich aber nicht replizieren. Daher können sie,
egal, was sie auch immer sein mögen und egal, wie sie entstehen, keine Viren
sein. Zweitens wissen wir es, weil Gallo in einer seiner Arbeiten tatsächlich
von der Notwendigkeit spricht, daß man spezifische Mittel braucht, um ein
Partikel als ein Virus zu identifizieren. Und damit meinte er spezifische Antikörper
oder Proteine. Die Hypothese Gallos ist, daß es ein Virus gibt, das AIDS
verursacht, das körperfremd ist, und der Patient, der damit infiziert wird,
daher Antikörper gegen das Virus entwickelt.
CJ:
Dann funktioniert es also sowohl rückwärts als auch vorwärts? Virus produziert
Antikörper, und Antikörper können eingesetzt werden, um auf das Virus
hinzuweisen?
EPE:
Nein. Darin liegt das Problem. Antikörper wirken nicht rückwärts. Warum das so
ist – darauf kommen wir gleich. Hier ist es wichtig, nicht zu vergessen, welche
Frage wir zu beantworten versuchen. Wir versuchen zu definieren, welche
Proteine spezifische Bestandteile eines retroviralen Partikels sind. Meiner
Ansicht nach gibt es dazu nur einen Weg. Und der ist leicht. Wir definieren
virale Proteine auf genau die gleiche Weise, wie wir unsere Arme und Beine
definieren. Oder unsere Nieren.
CJ:
Bedeutet was?
EPE:
Die Teile und Stücke meiner Anatomie sind mein, weil sie Teil von mir sind, ob
von innen oder von außen. Wenn eine meiner Nieren krank ist und entfernt werden
muß, ist das erste, was der Chirurg zu tun hat, bevor ich auf den
Operationstisch komme, sich zu vergewissern, daß ich es bin. Das ist bei Viren
nicht anders. Virale Proteine sind die Proteine, die aus Partikeln stammen, die
als Viren nachgewiesen sind. So einfach ist das. Wenn man die Proteine eines
retroviralen Partikels bestimmen will, muß man zuerst nachweisen, daß man ein
retrovirales Partikel hat.
CJ:
Antikörper sind zu ungenau?
EPE:
Antikörper sind ungenau, aber darum geht es hier nicht. Antikörper sind
irrelevant (nicht zur Sache gehörig). Man weist Proteine als zu einem
Virus-Partikel gehörig nach, indem man die Partikel isoliert und sie dann
seziert (zerlegt). Man beweist nicht, daß Proteine Bestandteile viraler
Partikel sind, indem man chemische Reaktionen ausführt an etwas, das eigentlich
eine Kulturen-Suppe ist. Das hat nichts damit zu tun. Was ist dann, wenn einige
Proteine und Antikörper miteinander reagieren? Es gibt viele Gründe, aus denen
diese Reaktionen stattfinden können.
CJ:
Zum Beispiel?
EPE:
Es gibt viele Antikörper, und Antikörper zu dem einen Stoff können mit anderen
Stoffen reagieren und tun es auch.28,29 Die Immunologen nennen das
Kreuzreaktionen. Das ist ein Faktum der Natur, das wiederum Probleme schafft,
weil ein Antikörper, der mit einem Protein in einer Kultur reagiert, genausogut
ein Antikörper sein kann, der für etwas ganz anderes programmiert war. Etwas,
das möglicherweise gar nicht in der Kultur ist. Um es einfach auszudrücken:
Antikörper nehmen auch andere Partner an. Mein Kollege Val Turner führte den
Ausdruck “promisk” ein, um dieses Verhalten zu beschreiben. Die einzige Art und
Weise, eine Reaktion, die man sieht, als von einem bestimmten Antikörper mit
einem bestimmten Protein verursacht nachzuweisen, besteht darin zu schauen, wie
sich die Reaktionen mit dem vergleichen lassen, was man meint, daß sie es
anzeigen. Was wir tun müssen, ist, die Reaktionen mit dem HIV selbst in
Beziehung zu setzen. Antikörper sind spezifisch für HIV, wenn sie nur dann
vorhanden sind, wenn HIV zugegen ist.
CJ:
Nicht, wenn HIV fehlt?
EPE:
100% spezifisch heißt, daß keine Antikörper reagieren, wenn HIV fehlt. Nun aber
ist, wie meine Kollegen und ich es sehen, der Einsatz von Antikörpern zum
Nachweis der Existenz eines Retrovirus der Haken des Problems. Dies ist ein
sehr wichtiger Teil unserer Streitfrage. Daher hoffe ich, daß ich diese so
wichtige Botschaft deutlich herüberbringe.
CJ:
Ich bin ganz Ohr.
EPE:
Überdenken Sie, was bis dahin geschehen ist. Es gibt eine alte, logische,
zuverlässige und gemeinverständliche Methode, die Existenz eines Retrovirus
nachzuweisen. Sie gründet sich auf nichts mehr als die Definition eines
Retrovirus, daß es als ein Partikel eine ihm eigene Größe, Form, Aussehen und
Bestandteile hat und die Fähigkeit, sich zu replizieren. Aber aus irgendeinem
unbekannten Grund wurde diese Methode in der HIV-Ära aufgegeben. Fragen Sie
mich nicht warum, aber es ist so. Stattdessen haben wir eine unvereinbare
Sammlung von Daten einschließlich Partikeln, die nicht im Dichtegradienten
fotografiert wurden, und gewisse Hinweise auf reverse Transkription entweder in
der Kultur oder in dem Material, das sich bei 1,16g/ml ansammelt. Keines von
ihnen beweist, daß ein Retrovirus in den Kulturen existiert. Das sagt Gallo
selbst.
CJ:
Ich folge. Fahren Sie fort.
EPE:
Da kommt man auf die Idee mit den Antikörpern. Wenn wirklich ein körperfremdes
Virus da ist, müßte es in denjenigen Leuten Antikörper hervorrufen, die es
infiziert. Vielleicht sind diese Antikörper sogar spezifisch, d.h. sie werden
nur als Antwort auf HIV erzeugt und sie reagieren mit den Virus-Proteinen und
sonst mit nichts. OK. Nehmen wir einmal an, diese unwahrscheinliche Spezifität
sei Tatsache, und machen wir eine noch unwahrscheinlichere Annahme.
CJ:
Ja?
EPE:
Sagen wir, was in Bezug auf das sogenannte HIV als wahr betrachtet wird, sei
auch wahr in Bezug auf alle Antikörper. Jeder einzelne je erzeugte Antikörper
reagiere nur auf den Stoff, der seine Enstehung veranlaßte, und sonst auf
nichts. Antikörper gegen den Tuberkulosekeim würden nur auf Tuberkulose
reagieren. Antikörper gegen das Hepatitis-Virus würden nur auf das
Hepatitis-Virus reagieren, usw. OK. Wir haben ein paar Gewebekulturen, die von
AIDS-Patienten stammen, die mit Antikörpern reagieren, die im Serum von
AIDS-Patienten zugegen sind. Was als nächstes? Wir wissen, daß AIDS-Patienten
mit vielen verschiedenen Mikroben infiziert sind. Wenn also diese Mikroben oder
Teile von ihnen in AIDS-Patienten zugegen sind, so sind sie aller
Wahrscheinlichkeit nach auch in von ihnen stammenden Zellkulturen vorhanden.
Ist nicht das der Grund, warum Labor-Arbeiter durch die Arbeit mit diesen
Proben gefähret sein sollen? Wir wissen auch, daß, obwohl sie als
immungeschwächt bezeichnet werden, jeder dem zustimmt, daß AIDS-Patienten
Myriaden von Antikörpern gegen alle möglichen Dinge beherbergen. Einschließlich
Antikörper gegen menschliche T-Zellen, genau die Zellen, aus denen die
Kulturen bestehen. Wenn man einige Antikörper von derselben Art Patienten zu
diesen Kulturen bringt, auch wenn jeder Antikörper nur auf seinen Partner
reagiert - würden Sie nicht erwarten, daß Sie eine Menge Reaktionen sehen
zwischen einer Menge verschiedener Dinge?
CJ:
Ich verstehe, was Sie sagen wollen. Da alles, was man beobachtet, Reaktionen
sind, kann man nicht sagen, was mit wem reagiert.
EPE:
Genau. Antikörper reagieren und Dinge “leuchten auf” (light up), aber wer hat
den Finger am Schalter? Und für dieses Argument haben wir vorausgesetzt, jeder
Antikörper sei nur gegen ein Agens (einen Stoff) gerichtet und reagiere nur
gegen dieses eine Agens. Was erst, wenn wir ins wirkliche Leben zurückgehen, wo
die Antikörper auch kreuzreagieren?
CJ:
Ich vermute, da gibt’s ein großes Durcheinander. Es wird schwierig sein zu
sagen, wo welche Proteine oder Antikörper herkommen.
EPE:
Das ist völlig richtig. Und man darf Herkunft nicht mit Zusammensetzung verwechseln.
Ganz gewiß kann man die Herkunft eines Proteins nicht durch eine
Antikörper-Reaktion bestimmen. Warum sollte eine Reaktion einem sagen, daß ein
Protein eher von einem Partikel stammt als daß es vom Mars kommt? Man kann aber
auch nicht die Identität nachweisen. Das deswegen, weil Antikörper nicht
rückwärts wirken.
CJ:
Gibt es Mikroben in AIDS-Patienten, die wirklich so reagieren können, wie Sie
es sagen?
EPE:
Ja. Ein gutes Beispiel ist das Hepatitis B-Virus. Viele, und was die Hämophilen
anbetrifft, so gut wie alle, AIDS-Patienten sind mit dem Hepatitis B-Virus
infiziert. Und HBV infiziert nicht einfach nur Leberzellen. Es infiziert auch
T-Lymphozyten. Und so eigenartig es klingen mag – das Hepatitis B-Virus hat ein
Reverse Transkriptase-Enzym. Und die Leute entwickeln Antikörper gegen dieses
Virus...
CJ:
OK. Ich verstehe den Gedankengang.
EPE:
Es gibt zu Gallos Experimenten noch mehr zu sagen. Als erstes: Das Serum, das
Gallo in diesem Experiment verwendete, kam von einem Patienten mit den
Initialen “E. T.”. Aber ET hatte eigentlich gar kein AIDS: Er war in einem
Zustand, den man als “Pre-AIDS” kennt. Dabei hat man vergrößerte Lymphknoten in
verschiedenen Körperpartien. Aber Pre-AIDS wird von vielen infektiösen Keimen
ausgelöst, die zum Beispiel in Schwulen, intravenösen Drogenkonsumenten und Hämophilen
zugegen sind, sogar wenn nichts von dem, was HIV genannt wird, zu finden ist.
CJ:
Das heißt, daß ET möglicherweise gar keine HIV-Antikörper hatte?
EPE:
Genau. Und das andere Rätsel sind die Kaninchen.
CJ:
Ja. Das wollte ich jetzt auch fragen.
EPE:
Gallo behauptet, er hätte ein Serum von Kaninchen gehabt, das HIV-spezifische
Antikörper enthielt. Stellen Sie sich nur mal einen Augenblick die Szene in
Gallos Labor vor: Sie kultivierten H9-Zellen mit Lymphozyten von AIDS-Patienten
und als sie an den Punkt kamen zu bestimmen, welche Proteine in ihren Kulturen
von einem vermuteten Virus stammten, greifen sie ins Regal und, siehe und
staune, holen eine Flasche mit der Aufschrift “spezifische Antikörper gegen
HIV” herunter. Wie haben sie es fertiggebracht, an diese Antikörper zu kommen?
Was ich jetzt anführte, haben Gallo und Popovic in der ersten ihrer vier einander
fortsetzenden Arbeiten geschrieben, aber da hatten sie schon eine Flasche mit
Kaninchen-Antikörpern, die spezifisch für ein Virus waren, das sie gerade zum
allerersten Mal zu isolieren versuchten.
CJ:
Und wie haben sie das gemacht?
EPE:
Sie sagen, sie hätten Kaninchen-Antikörper hergestellt, indem sie Kaninchen
wiederholt mit HIV infizierten. Doch wenn sie Antikörper gegen HIV erzeugen
wollten, hätten sie die Kaninchen mit reinem HIV30 impfen müssen,
was wiederum heißt, daß sie schon isoliert haben mußten, was zu isolieren sie
jetzt dabei waren, es zum erstenmal zu versuchen. Das ergibt keinen Sinn.
CJ:
Nun, wenn sie den Kaninchen kein reines HIV spritzten, was haben sie dann
injiziert?
EPE:
Wenn sie eine Bandenprobe von dem nahmen, was sie und alle anderen als reines
HIV betrachten, kann man bestenfalls annehmen, daß das, was sie injizierten,
mit dem zu vergleichen ist, was auf den französisch-deutschen Bildern und denen
vom amerikanischen National Cancer Institute zusehen ist. Nun wird Ihnen jedes
Buch über Immunologie sagen, daß Proteine die kräftigsten
Antikörper-hervorrufenden Substanzen sind, die es gibt. Und das besonders, wenn
man sie direkt in den Blutstrom infundiert. Indem sie also ihr Kulturmaterial
den Kaninchen injizierten, selbst wenn sie eine Bandenprobe verwendeten, hätten
Gallo und Popovic ihre Kaninchen einer Menge verschiedener zellulärer Proteine
ausgesetzt. Die Kaninchen hätten also Antikörper gegen alle diese Proteine
entwickelt, und wenn sie diese Antikörper wieder mit solchem Material, von dem
sie injiziert hatten, zusammen brachten, würde es selbstverständlich Reaktionen
geben. Das genau ist zu erwarten, aber das macht das injizierte Material nicht
zu einem Virus. Und noch weniger zu einem bestimmten Retrovirus.
CJ:
OK. Ich verstehe, was Sie sagen wollen. Ihr Argument geht dahin, daß Gallo,
bevor er ein Virus hatte, auf keinerlei Weise wissen konnte, ob der Patient ET,
andere AIDS-Patienten oder Kaninchen Antikörper hatten, die spezifisch HIV-Proteine
erkennen würden.
EPE:
Ja. Bevor er ein Virus hatte, bestand keine Möglichkeit zu wissen, ob es
überhaupt Antikörper gegen HIV gibt. Irgendwo. Um überhaupt über spezifische
Antikörper gegen spezifische HIV-Proteine sprechen zu können, muß man zuerst nachweisen,
daß die Proteine Bestandteile eines retroviralen Partikels sind, die fähig
sind, sich zu replizieren. Und der einzige Weg, das zu tun ist, die Partikel zu
isolieren und alle weiteren Schritte zu unternehmen, die ich beschrieben habe.
Sie müssen zuerst das Virus haben, bevor Sie nach Proteinen und
Antikörpern suchen.
CJ:
Aber was in aller Welt sind dann diese Antikörper in den AIDS-Patienten, die
jedermann HIV-Antikörper nennt?
EPE:
Was meine Kollegen und ich all die Jahre geltend machen, ist, daß es keinen
Beweis gibt, daß es HIV-Antikörper sind. Die einzige Art und Weise
festzustellen, ob es HIV-Antikörper sind, besteht in dem Experiment, die
Antikörper mit der Virus-Isolation zu vergleichen. Das ist mit dem Verfügen
über einen Goldstandard gemeint. Die Virus-Isolation einzusetzen ist ein völlig
unabhängiges Mittel zur Bestimmung, ob es wirklich spezifische HIV-Antikörper
gibt. Man kann sich das HIV als Schiedsrichter vorstellen. Wenn Antikörper, die
spezifisch für ein Retrovirus namens HIV sind, existieren, werden sie sich
zeigen, indem sie nur reagieren, wenn ein Retrovirus namens HIV zugegen ist.
Nichts könnte einfacher sein. Doch nun, obwohl Ihnen das nicht klar sein mag,
gibt es ein weiteres Problem. Es mag spezifische HIV-Antikörper geben, aber was
ist, wenn es auch unspezifische Antikörper gibt?
CJ:
Ich kann mir vorstellen, daß die Leute jetzt verwirrt sind. Können Sie das
genauer ausführen?
EPE:
Gut. Das Problem bei der Verwendung von Antikörpern besteht darin, daß es
zweierlei Arten von Antikörpern geben kann. Die eine Art ist spezifisch, was
heißt, sie sind von HIV und von nichts anderem hervorgerufen und sie reagieren
nur auf HIV und auf nichts anderes. Die andere Art ist unspezifisch, was heißt,
sie wurden durch andere Stoffe oder Reize hervorgerufen und sie reagieren wohl
mit diesen Stoffen, aber sie reagieren auch mit HIV. Wenn Sie Serum von einer
Person zu einigen der “HIV”-Proteine in einer Kultur oder in einem Testsatz
geben und Sie sehen eine Reaktion, wie können Sie sagen, welche Art von
Antikörpern die Reaktion bewirkte? Es gibt in der Tat drei Möglichkeiten. Alle
Antikörper können von der spezifischen Art sein oder keiner ist von dieser Art.
Oder es handelt sich um eine Mischung. Alles, was Sie sehen, ist eine Reaktion.
Etwas ändert seine Farbe. Das ist alles. Wie können Sie es bestimmen? Einfach.
Sie testen nach Antikörpern in allen Arten von Patienten, einige mit AIDS,
einige, die krank sind, aber ohne AIDS, und auch einige gesunde Personen. Aber
in den gleichen Experimenten, zur gleichen Zeit, gebrauchen Sie HIV als Schiedsrichter,
um zu beurteilen, welcher Art Ihre Antikörper sind. Wenn sich Antikörper
zeigen, wenn kein HIV vorhanden ist, dann muß es sich um unspezifische Antikörper
handeln.
CJ:
Wie steht es mit einem Experiment, das diese Antikörper sortiert?
EPE:
Dieses Experiment, das lange bevor der HIV-Antikörper-Test in die klinische
Medizin eingeführt wurde, hätte ausgeführt werden müssen, wurde nie gemacht. Es
konnte in der Tat aber gar nicht gemacht werden, weil bis heute niemand das HIV
isoliert hat. Es gibt jedoch eine Fülle an Hinweisen, daß Leute, von denen sich
alle Experten einig sind, daß sie nicht mit HIV infiziert sind, Antikörper
haben, die mit dem reagieren, was als HIV-Proteine deklariert wird. Es gibt
also nicht-spezifische “HIV”-Antikörper, und wenn einige nicht-spezifisch sind,
wie will man wissen, wie viele es sind? Warum sollten es nicht alle sein?
Selbst wenn es nur einen Teil betrifft, wie kann man sie verlesen? Die Antwort
lautet: Man kann es nicht, und das bedeutet, daß keine einzige Person aufgrund
eines Antikörpertestes als “HIV-infiziert” festgelegt werden kann. Und es bedeutet
auch, daß Wissenschaftler die Existenz des HIV in Frage stellen müssen aus
genau dem gleichen Grund, aus dem die Wissenschaftler am Sloan Kettering und am
National Cancer Institute die Existenz von HL23V in Frage stellten.
CJ:
Ihr Argument läuft also hauptsächlich darauf hinaus, daß sich “HIV”-Antikörper
nicht wegen HIV bilden und nicht gegen HIV gerichtet sind, sie aber trotzdem
von jedermann “HIV”-Antikörper genannt werden?
EPE:
Das ist richtig.
CJ:
Was zum Nachweis, daß HIV AIDS verursacht? Hat Gallo das 1984 bewiesen?
EPE:
Um ehrlich zu sein: Gallo hat diese Behauptung in seinen 1984 in Science
erschienenen Arbeiten nicht direkt aufgestellt. Er sagte, HIV sei die wahrscheinliche Ursache von AIDS.
Aber selbst diese Folgerung ist fragwürdig. Selbst wenn Gallos Beleg ein
unbestreitbarer Beweis wäre, daß er ein Retrovirus isoliert hätte, so gelang
ihm seine Isolation doch nur bei 26 von 72 AIDS-Patienten. Das sind nur 36%.
Und nur 88% von 49 AIDS-Patienten hatten Antikörper. Dabei wurde meistens der
ELISA-Test verwendet, der als am wenigsten spezifisch erachtete Antikörpertest.
Niemand diagnostiziert eine HIV-Infektion aufgrund eines einzelnen ELISA. Und
wenn das Virus nur in 36% der Patienten zugegen war, warum hatten 88% Antikörper?
Ich meine, warum waren mehr Patienten mit Antikörpern ohne Virus, als Patienten
mit Virus? Und es gab keine Spur von einem Nachweis, daß HIV T4-Zellen tötet,
oder daß niedrige T4-Zellzahlen alle diese als AIDS diagnostizierten
Krankheiten auslösen könnten.
CJ:
Die Beweismittel von 1984 waren “Licht an”?
EPE:
Es gab keinen Beweis. Doch zwei Jahre später, als Gallo sich gegen die
Beschuldigung verteidigte, er habe das französische Virus verwendet, um seine
Version des HIV zu entdecken, war er viel bestimmter in Bezug auf seine
Arbeiten von 1984. Er sagte, sie lieferten den “eindeutigen” Beweis, daß HIV
die Ursache von AIDS sei. Und seine Meinung war 1993 nicht anders. Lassen Sie
mich Gallos eigene Worte aus der 1993er TV-Dokumentation “The Plague” (Die
Seuche) zitieren:
“Der zwingende Beweis, der die Gemeinschaft der Wissenschaftler
überzeugte, daß diese Art Virus die Ursache von AIDS ist, kam von uns. Die
maßgebende Anzucht des Virus kam von diesem Labor, hauptsächlich durch Mika
Popovic. Die Entwicklung eines sensitiven, brauchbaren Bluttests. Ich glaube
nicht, daß wir darüber diskutieren müssen. Ich glaube, die Entwicklung spricht
für sich selbst.”
CJ: Gelten die Probleme, die Sie bei den Arbeiten Gallos sehen, auch für die Tests, die verwendet werden, um mit HIV infizierte Patienten zu diagnostizieren, wenn keine Kulturen angelegt werden?
EPE: Sie meinen die Antikörpertests?
CJ: Ja.
EPE: Es ist derselbe Test. Können Sie
nachvollziehen, was hier geschehen ist? Die HIV-Forscher haben einige
Antikörper im Blut von Patienten genommen, um sich selbst zu überzeugen, daß
einige Proteine in ihren Kulturen charakteristische Bestandteile eines
Partikels sind, von dem sie sagen, es sei ein Retrovirus, genannt HIV. Das war das Erste. Doch nachdem sie das
getan hatten, wandten sie sich um und sagten, “OK, wenn diese Proteine vom HIV
sind, dann müssen die Antikörper die HIV-Antikörper sein.” Sie haben
also ein und dieselben chemischen Reaktionen gebraucht, um zu folgern, welches
die beiderseitigen Reagenzien sind, wo es doch in Wirklichkeit unmöglich ist,
daß eine Antikörper-Reaktion aussagen könnte, was auch nur ein Reagens ist,
selbst wenn man von dem anderen als bekannt ausgehen könnte. Darum braucht man
einen unabhängigen “Goldstandard” als Schiedsrichter. Was die faktische
Handhabung des Testes betrifft, so ist der Unterschied zu Kulturen, daß das
Blut von Patienten mit Proteinen vermischt wird, die aus H9- oder anderen
Kulturen extrahiert wurden. Da wird entweder alles zusammen in ein Reagenzglas
gegeben oder für sich an getrennten Stellen auf einen dünnen Papierstreifen.
Die erstere Methode nennt man ELISA, die zweite den “Western Blot”. Wenn diese
Proteine mit dem Blut reagieren – und beim Western Blot sind die für einen
positiven Test geforderte Anzahl der Reaktionen und die Art der reagierenden
Proteine in verschiedenen Ländern ganz verschieden definiert, was wiederum ein
weiteres großes Problem bildet –, dann wird der Patient als HIV-positiv betrachtet.
CJ: Dann handelt es sich also beim HIV-Antikörpertest in Wirklichkeit um die gleiche Prozedur, die 1984 gebraucht wurde, um die Existenz von HIV in Kulturen von AIDS-Patienten nachzuweisen?
EPE: Ja. Und ebenso bei den Franzosen 1983. Und
damals bei Gallo und seinen Kollegen in den Mittsiebzigern beim Nachweis der Existenz
von HL23V. Unsere Gruppe findet es als verblüffend, daß Wissenschaftler auf die
Idee kamen, mit Proteinen reagierende Antikörper als Beweis für eine
Virus-Isolation zu betrachten. Ist ein Antikörper, der mit einem Protein
verbunden ist, ein Virus? Was würden Sie beim Blick durch das
Elektronen-Mikroskop erwarten? Ein Partikel mit einem Kern und “Knöpfchen”?
CJ: Muß man dann ehrlicherweise sagen, daß
HIV-Antikörper-Tests unbrauchbar sind?
EPE: Nein, sie sind nicht unbrauchbar. Ohne Zweifel ist es kein gutes Zeichen, wenn man als Angehöriger einer Risikogruppe solche Antikörper hat.
CJ: Wie ist das zu verstehen?
EPE: Erfahrungsgemäß entwickeln solche Leute eher
die Krankheiten, die wir als AIDS klassifizieren. Es wurden in der Tat
Beobachtungen im Lancet publiziert, daß ein positiver Test auch eine erhöhte
Sterblichkeitsrate durch nicht-AIDS-definierende Krankheiten voraussagt.31
Was aber die Tests nicht können, oder es gibt jedenfalls keinen Beweis dafür,
daß sie es tun, das ist, eine HIV-Infektion nachweisen. Noch weniger beweisen
sie, daß die HIV-Infektion der Grund ist, aus dem diese Personen AIDS
entwickeln. Sie können das vielleicht nicht richtig erkennen, daß das einzige
Beweismittel, daß HIV AIDS verursacht, diese Tests sind. Wenn die Tests nicht
die HIV-Infektion erweisen, dann gibt es keinen Beweis dafür, daß HIV AIDS auslöst.3-5,26,32-34
CJ: Was ist aber mit einem positiven Test bei Menschen, die augenscheinlich gesund sind und keiner Risikogruppe angehören? Sollen sie sich Sorgen machen?
EPE: Es gibt keine Daten zur Beantwortung dieser
Frage, und ich glaube auch, daß es unmöglich sein wird, solche Daten zu
bekommen. Es müßte eine Studie gemacht werden, die gleichartige Gruppen
gesunder Leute mit und ohne diesen Antikörpern beobachtet und vergleicht. Mit
anderen Worten: Man beobachte Leute mit einem positiven Test über eine Reihe
von Jahren und sehe, wer AIDS entwickelt und wer nicht. Der Störfaktor dabei
wird sein, daß es für die meisten Leute und auch für ihre Ärzte sehr schwer
sein wird zu wissen, sie sind HIV-positiv, und nicht zu glauben, daß sie früher
oder später sehr krank werden und schließlich an AIDS sterben werden. Und eine
solche Geisteshaltung wird die Ergebnisse einer solchen Studie wahrscheinlich
sehr stark beeinflussen. Von beiden Seiten.
CJ: Was meinen Sie damit: Von beiden Seiten?
EPE: Ich meine, daß die Gesundheit von Patienten
durch das Wissen beeinflußt wird, sie sind HIV-positiv, und daß ihre Ärzte sich verpflichtet fühlen werden, ihnen
Behandlungen mit Arzneimitteln anzubieten, die in dem Glauben gegeben werden,
sie seien nötig, um ein Virus zu töten, das die Patienten aber gar nicht haben.
CJ: Können denn die Arzneimittel selbst schädlich
sein?
EPE: Nun, AZT, das ursprüngliche und immer noch am
weitesten eingesetzte Mittel ist sehr wohl bekannt für seine toxischen
Wirkungen, und in der Tat ahmen einige dieser Wirkungen AIDS nach.
CJ: Wie wäre es, wenn wir diese Studie machten, und zwar blind, und zu dem Ergebnis kämen, daß die HIV-Positiven eher AIDS entwickeln als die HIV-Negativen? Was würde uns das sagen?
EPE: Aufgrund unserer gegenwärtigen Daten würde es
dasselbe bedeuten, was es in den AIDS-Risikogruppen bedeutet. Gallo und seine
Kollegen entdeckten zufällig einen Test, der aus irgendwelchen Gründen eine
Neigung zur Erkrankung an gewissen Krankheiten anzeigt, die unter dem Ausdruck
AIDS zusammengefaßt wurden. Aber er beweist nicht, daß das Bindeglied zu all
diesen Krankheiten ein Retrovirus ist. Das kann nicht bewiesen werden, solange
die Existenz des HIV nicht nachgewiesen wird, indem es zuerst isoliert und dann
eingesetzt wird, um die Antikörper als HIV-Antikörper zu bestätigen. Selbst
dann kann man noch nicht sagen, HIV verursache AIDS, nur weil es in
AIDS-Patienten zugegen ist. Assoziation (gemeinsame Anwesenheit) beweist keine
Ursächlichkeit. Sie können bei einem Bankraub anwesend sein, ohne daß Sie der
Räuber sind. Sie brauchen weitere Daten, um die Ursächlichkeit nachzuweisen. In
der Tat brauchen Sie aufgrund der AIDS-Definition der CDC nicht einmal
HIV-infiziert zu sein, um als AIDS-krank diagnostiziert zu werden.
CJ: Das hört sich wirklich verrückt an.
EPE: Es steht so in der Literatur. Unter gewissen
Umständen erfordert es die AIDS-Definition der CDC, daß ein Patient als
AIDS-Fall diagnostiziert wird, selbst wenn die Antikörpertests des Patienten
negativ sind.35
CJ: Wie steht es mit den RNS-Tests. Mit der PCR, der
Viruslast (viral load) und dergleichen?
EPE: Das ist ein anderes weites Thema, zu dem ich
nur eines sagen will. Alle diese Tests gründen sich auf den Vergleich von einem
Stück der RNS oder der DNS des Patienten mit einem Teststück RNS oder DNS, das
als von einem Partikel namens HIV stammend betrachtet wird. Sie können sich das
vorstellen wie bei den Kaninchen-Antikörpern. Da steht eine weitere Flasche im
Regal und auf dieser lautet das Etikett “HIV–RNS”. Wenn aber nicht ein
retrovirales Partikel isoliert, gereinigt und als Virus erwiesen wurde, wie will
irgendwer wissen, wo dieses Stück RNS herstammt? Die HIV-Experten sagen selbst,
es gäbe etwa einhundert Millionen verschiedene HIV-RNS in jedem AIDS-Patienten.36
Bei soviel Variationen müßte man denken, daß ein Virus die unwahrscheinlichste
Quelle solcher RNS ist. Ich meine: wie kann ein Virus so viele Variationen
haben und immer noch das gleiche Agens sein? Immer noch die gleichen Proteine
produzieren und die gleichen Antikörper erzeugen? Immer noch alle gleichen
Tricks ausführen?
CJ: Sagen Sie mir, Eleni, wenn kein Virus da ist, woher kommen dann alle diese Dinge, die Montagnier und Gallo gefunden haben? Ich nehme doch an, daß Sie zugeben, daß jene etwas in ihren Kulturen gefunden haben?
EPE: Natürlich haben sie etwas gefunden. Sie haben
vieles gefunden. Alles, was wir diskutiert haben. Und Ihre Frage ist
berechtigt. Unserer Ansicht nach ist es möglich, daß die RT und die Partikel irgendeine
Reaktion darstellen, die in Gang gesetzt wird, wenn Zellen von kranken Menschen
kultiviert werden. Oder die eine Wirkung von den Chemikalien sind, die den
Kulturen beigegeben werden. Wir wissen, daß sowohl normale als auch pathologische
Prozesse mit dem Erscheinen retroviren-ähnlicher Partikel verbunden sein
können. Darüber besteht überhaupt kein Zweifel. Was genau sind aber diese
Partikeln? Nun, manche sind wohl nichts mehr als Stücke von zerfallenden
Zellen. Andere sehen gewiß mehr gleichartig aus und es ist denkbar, daß sie
Virus-ähnlich und selbst Retroviren-ähnlich sein mögen, doch worauf es im
Zusammenhang mit HIV wirklich ankommt, ist der Beweis, daß wenigstens eines aus
diesen Variationen an Partikeln ein retrovirales Partikel ist. Und selbst wenn
wir diesen Beweis hätten, könnten die RT, die Partikel und Proteine immer noch
von einem endogenen Retrovirus herrühren.
CJ: Was ist nun das wieder, ein endogenes Virus?
EPE: Anders als im Falle aller anderen infektiösen
Agenzien enthält die normale menschliche DNS retrovirale Informationen, die
nicht als Folge einer retroviralen Infektion da hineinkam. Die Zelle wurde damit
geboren. So gibt es unter unserer ganzen DNS
Abschnitte, die aus irgendwelcher retroviraler Information bestehen und
die dort vielleicht unser ganzes Leben lang sitzt, bis etwas geschieht. Dann
wird die DNS aktiv und bildet RNS, die wiederum Proteine erzeugt. Dieser Prozeß
kann noch weitergehen und zum Zusammenbau von endogenen retroviralen Partikeln
führen. Man nennt sie endogen, weil sie nicht von außen hineinkamen, wie es dem
HIV unterstellt wird. Etwas, das von außerhalb eindringt, wird exogen genannt.
Schon lange vor der AIDS-Ära wußte jeder, daß in tierischen Zellen die
Erzeugung endogener Retroviren spontan in Gang kommen konnte. Man setze eine
Zellkultur an und tue nichts weiter. Lasse sie einfach einige Tage oder auch
einige Wochen stehen, und eines Tages fängt sie an, Retroviren-ähnliche
Partikel zu erzeugen. Allem Anschein nach kommen sie aus dem Nichts. Der Prozeß
kann beträchtich beschleunigt und der Ertrag an Partikeln vermehrt werden,
manchmal millionenfach, durch Umstände, die eine Zellaktivierung auslösen, die
gleichen Umstände, die obligatorisch sind, will man das sogenannte HIV aus
Zellkulturen gewinnen. Interessanterweise haben bis 1993 weder Gallo noch
Fauci, ein anderer bekannter HIV-Forscher37, zugegeben, daß Menschen
die DNS zur Erzeugung von endogenen Retroviren in sich haben. Es wird aber
jetzt anerkannt, daß endogene retrovirale DNS etwa 1% der menschlichen DNS
ausmacht. Das ist etwa 3000 mal mehr als die Experten dem HIV-Genom an Größe
zumessen. Außerdem können neue retrovirale Genome durch Umstellungen und
Rekombination vorhandener retroviraler Genome entstehen.
CJ: HIV könnte also ein endogenes Retrovirus sein?
EPE: Es gibt viele Erklärungen für die
Versuchsphänomene, die als Nachweis für die Existenz des HIV hingestellt
werden. Wir haben sie alle in einem langen Artikel untersucht, den wir im vergangenen
Oktober (1996) für das continuum Magazin verfaßt haben.38
CJ: Kann man endogen und exogen unterscheiden?
EPE: Nein. Endogen erzeugte Retroviren sind
morphologisch (der Gestalt nach) und biochemisch nicht von exogenen Retroviren
zu unterscheiden.
CJ: Wenn HIV ein endogenes Virus ist, warum erzeugen AIDS-Patienten solche Viren und wir dagegen nicht?
EPE: Weil die Patienten krank sind. Sie sind in der
Tat krank, bevor sie je AIDS entwickeln. Ihre Zellen sind also krank, und ihre
kranken Zellen finden in den Kulturen die geeigneten Bedingungen zu ihrer
Aktivierung vor. Das ist, was nötig ist, um endogenes Virus zu erzeugen, und
das ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Entweder induzieren die Wirkstoffe,
denen die Patienten ausgesetzt sind, die passenden Bedingungen, oder es spielen
die Kulturbedingungen eine Rolle. Vielleicht eine Hauptrolle. Ich weiß nicht,
was mehr dazu beiträgt, aber das hätte man längst ausprobieren können, wenn die
ersten HIV-Forscher ein paar Kontrollexperimente eingeschlossen hätten.
CJ: Um welche handelt es sich da?
EPE: Wenn Sie eine Kultur ansetzen, sagen wir von
den Lymphozyten eines AIDS-Patienten mit einigen H9-Zellen und all den
Chemikalien, die zugesetzt werden, um die Kultur zur Produktion von “HIV” zu
veranlassen, dann wissen Sie in Wirklichkeit nicht, ob das, was Sie finden, den
Unterschied ausmacht, der die AIDS-Patienten von allen anderen unterscheidet.
Was wäre, wenn Sie genau dieselbe Sache bei ähnlichen Patienten finden, die
kein AIDS haben? Um sich also selbst zu überzeugen, daß das, was Sie gefunden
haben und HIV nennen, nur in AIDS-Patienten zugegen ist und daher etwas mit
AIDS zu tun haben kann, müssen Sie eine Kontrolle haben. Dabei handelt es sich
um Experimente, die parallel zu Ihrem Hauptexperiment in genau der gleichen
Weise und unter Verwendung genau der gleichen Materialien durchgeführt werden.
Der einzige Unterschied besteht in der einen Variablen, die Sie erforschen
wollen.
CJ: Können Sie das näher erklären?
EPE: Eine Kontrolle wäre zum Beispiel eine Kultur
von Zellen, die von Patienten gleichen Alters und Geschlechtes und mit den
gleichen Umwelteinflüssen, die an AIDS-ähnlichen Krankheiten leiden, aber nicht
an AIDS selbst. Noch besser wäre, wenn die Zellen von Patienten mit niedrigen
T4-Zellzahlen sind, und die unter oxidativem Streß stehen (who are oxidised).3,32
AIDS-Patienten haben diese beiden Abnormalitäten, aber sie sind nicht die
einzigen Patienten, die das haben. Man darf auch nicht vergessen, die zu
verwendenden Chemikalien allen Kulturen gleichermaßen beizugeben. Wir wissen
bereits, daß eine dieser Chemikalien in normalen Lymphozyten reverse
Transkription auslöst. Nun, wenn Sie all das getan haben, werden Sie vielleicht
finden, daß Lymphozyten von New Yorker Männern, die an Nicht-AIDS-Erkrankungen
leiden, auch Partikel, RT und Antikörper-Reaktionen entwickeln, wenn man sie
kultiviert. Das würde bedeuten, daß man sehr vorsichtig sein müssen wird, ob
man diese Daten als etwas speziell zu AIDS Gehörigem interpretieren darf.
CJ: Gab es keine Kontrollen?
EPE: Das ist ein weiteres Problem bei so viel
AIDS-Forschung. Kaum einer setzt Kontrollen ein, und wenn sie es tun, sind sie
oft von der falschen Art.
CJ: Ist es möglich, daß man AIDS umgekehrt hat, das Hintere nach vorne? Sie haben schon eine Anspielung darauf gemacht. Könnten die Patienten oder die Kulturen verantwortlich sein für das, was HIV genannt wird, und nicht anders herum?
EPE: Richtig. AIDS zu haben könnte einfach ein
Rezept für die Entwicklung dieser Abnormalitäten sein. Retrovirologen haben
schon selbst die Möglichkeit erörtert, daß Retroviren als Folge einer Krankheit
erscheinen und nicht umgekehrt. Ursache und Wirkung zu verwechseln, ist in der
Medizin nicht neu. Selbst der Nobelpreis wurde schon bei solchen Sachverhalten
verliehen.
CJ: Es ist Zeit, zum Schluß zu kommen. Aber ich habe noch mehr Fragen. Erstens: Seit wann vertreten Sie und Ihre Kollegen die Ansicht, daß das HIV vielleicht gar nicht existiert?
EPE: Schon immer, seit der ersten Publikation zu HIV
1983.
CJ: Es ist also nicht etwas, auf das Sie erst vor
kurzem gekommen wären?
EPE: Nein.
CJ: Haben Sie diese besonderen Argumente
veröffentlicht? In einer Wissenschaftszeitschrift?
EPE: Ja. In meiner ersten Arbeit über AIDS im Jahr
1988. Darin vertrat ich eine nicht-virale Theorie zu AIDS und ich habe einiges
darin eingeschlossen von dem, worüber wir heute gesprochen haben.
CJ: Wo wurde das veröffentlicht?
EPE: In Medical
Hypotheses.3
CJ: Kein allgemein bekanntes Journal?
EPE: Es ist ein wohlbekanntes Journal für Ideen. In
dieser Arbeit habe ich die Diskussion über die HIV-Isolation nicht so offen
geführt, wie wir es heute getan haben, aber damals war es so gut wie unmöglich,
die Existenz von HIV in Frage zu stellen. Man mußte subtil vorgehen, wenn man
überhaupt publiziert werden wollte. Selbst so dauerte es einige Jahre, bis die
Arbeit gedruckt wurde. Zuerst reichte ich sie bei einem viel prominenteren
Journal ein, wurde aber abgewiesen. Sogar zweimal.
CJ: Welches Journal war das?
EPE: Das ist unwichtig. Dann schrieben Val Turner
und ich eine Arbeit, die offen und direkt alle Probleme aufzeigte, die wir
heute diskutiert haben. Wir zielten damit auf Kliniker und boten sie einem
Journal an, das von praktizierenden Ärzten in Australien gelesen wird.
CJ: Kein Erfolg?
EPE: Kein Erfolg.
CJ: Es hätten also nur die Leute, die Medical Hypotheses lesen, erfahren, was Sie vor zehn Jahren gedacht haben?
EPE: Ja.
CJ: Sie erwähnten Ihre nicht-virale Theorie über AIDS. Sagen Sie mir ein wenig darüber.
EPE: Wir gehörten zu den ersten Leuten in der Welt,
die die Idee äußerten, daß nicht-infektiöse Faktoren AIDS bei Homosexuellen
erklären können, und die ersten, die sowohl eine nicht-infektiöse Theorie für
alle Risikogruppen, als auch einen vereinheitlichten Mechanismus vorschlugen.
Überdies sagt unsere Theorie voraus, daß die Faktoren, welche die Entwicklung
der AIDS-Krankheiten verursachen, auch verantwortlich sind für die Phänomene,
die alle andern als die “Isolation” eines Retrovirus von AIDS-Patienten deuten.
CJ: Wieviel Reaktion gab es auf Ihre Theorie?
EPE: Leider sehr wenig, aber einige Forschergruppen
bestätigten einige unserer Voraussagen einschließlich derjenigen, daß
Antioxidantien brauchbar sein könnten für solche Personen, die gefährdet sind,
AIDS zu entwickeln.
CJ: Ist es Ihnen gelungen, die Gleichgültigkeit
Ihren Ideen gegenüber zu überwinden?
EPE: In der wissenschaftlichen Presse haben wir
nicht viel Erfolg gehabt, aber einige Homos und einige ihrer Organisationen
sind unsere besten Verbündeten geworden. Ohne sie wäre unsere Aufgabe fast
unmöglich.
CJ: Wenn Sie ein einzelnes Hindernis nennen müßten, das die Lösung der wissenschaftlichen Probleme in Sachen AIDS behindert, was wäre das?
EPE: Unserer Ansicht nach ist das größte einzelne
Hindernis für das Verständnis und die Lösung des AIDS-Problems HIV.
CJ: Würde das erklären, warum Ihre Gruppe so viele
Arbeiten gegen AIDS geschrieben hat?
EPE:
Das ist ganz richtig. Wir haben in der Tat eine Menge mehr geschrieben, als wir
veröffentlicht haben. Leider ist es uns nur gelungen, etwa ein Dutzend Arbeiten
in wissenschaftlichen Journalen zu veröffentlichen. Eine der wichtigsten war
eine Arbeit, die in BIO/TECHNOLOGY5 veröffentlicht wurde.
Dieses Blatt nennt sich jetzt NATURE/BIOTECHNOLOGY. Darin sagten wir gerade
heraus, daß es keinen Beweis für die HIV-Isolation gibt. Von dieser Arbeit
wurde gewiß Notiz genommen, doch antwortete wiederum niemand auf unsere
Ansichten.
CJ:
Sie blieben also eine Minorität?
EPE:
Wir sind nicht bloß eine Minorität. Wir sind immer noch die einzigen, die je
Daten in Wissenschafts-Journalen veröffentlicht haben, die die Existenz des HIV
in Frage stellen und Gründe dafür anführen, daß die HIV-Antikörpertests kein
Beweis für eine HIV-Infektion sind.
CJ:
Eleni, warum scheinen, trotz allem, was Sie heute erklärt haben, praktisch alle
Wissenschaftler und Ärzte in der Welt völlig zufrieden zu sein mit den
Beweisen, die Sie als so schwer zu akzeptieren finden?
EPE:
Das Problem ist nicht eine Frage des Akzeptierens von Beweismitteln. Es geht
darum, wie die Beweismittel interpretiert werden. Ich sehe es so: Die meisten
Wissenschaftler und Ärzte, die an das HIV und daran, daß HIV AIDS verursacht,
glauben, tun das, weil sie die Interpretationen einer verhältnismäßigen
Minorität von Experten akzeptieren. Es ist ganz unrealistisch zu erwarten, daß
alle, die auf dem Gebiet von AIDS arbeiten, die Daten in dem Maß analysieren,
wie wir es getan haben. Was die HIV-Experten selbst betrifft, ich weiß es
nicht, warum sie die Beweismittel so interpretieren. Da kann ich nur
spekulieren. Vielleicht ist es, weil Bilder so eindrucksvoll sind. Es gibt
Bilder, die Partikel enthalten, die wie ein Virus aussehen, und es gibt Reverse
Transkriptase in den gleichen Kulturen,
in denen die
Partikel sind. Es ist möglich, die Partikel, reverse
Transkription, Proteine und die Antikörper, die mit den Proteinen reagieren,
gedanklich zu verbinden, und das Ganze als Beweis für die Existenz eines
Retrovirus zu betrachten. Besonders für einen Retrovirologen. Ich vermute,
darin liegt das ganze Problem. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir alle
subjektiv sind und von unserer eigenen Perspektive aus auf die Probleme
schauen.
CJ:
Nun, trifft dasselbe nicht auf die Interpretationen der Literatur durch Ihre
Gruppe zu?
EPE:
Gewiß. Aber verlieren Sie nicht einen sehr wichtigen Aspekt vom Ganzen aus den
Augen, der nicht subjektiv ist.
CJ:
Was ist das?
EPE:
Die Definition, was ist ein Virus, und die daraus folgende Methode zum Nachweis
der Existenz eines Virus. Eben jene Methode, die 1973 vom Pasteur-Institut
gutgeheißen wurde. Niemand kann bestreiten, daß damit eine Methode gegeben ist,
die den absoluten Beweis für die Existenz eines Retrovirus bildet. Und was auch
niemand bestreiten kann, ist, daß dem HIV nie nach dieser Methode sein
wirkliches Bestehen nachgewiesen wurde. Mit anderen Worten: Trotzdem AIDS als
einer der schwerwiegendsten Schicksalsschläge, die je die menschliche Rasse
getroffen haben, betrachtet wird, hat es niemand für nötig befunden, eine
bewährte Methode anzuwenden, um die Existenz der vermeintlichen Ursache dieser
furchtbaren Krankheit nachzuweisen. Stattdessen hat sich jeder für eine Reihe
nicht-spezifischer Kriterien entschieden und scheint zu glauben, daß wenn man
sie alle zusammen nimmt, sie sich irgendwie in die richtige Antwort verwandeln.
CJ:
Hat das nicht auch einen Vorzug? Wenn sie alle Anhaltspunkte für ein Retrovirus
sind, dann kommt man doch, je mehr man davon hat, um so näher zur Gewißheit?
EPE:
Bestimmt nicht. Was, wenn die wahre Ursache etwas Unerwartetes ist? Oder etwas,
das man nicht kennt oder sich überhaupt nicht vorstellen kann? In diesem Fall
werden Sie, je mehr Anhaltspunkte Sie haben, die zu dem passen, was Sie
erwarten oder wünschen, daß es das ist, um so eher irregeführt werden. Es läuft
alles darauf hinaus, ob Sie sich lieber mit Wahrscheinlichkeiten befassen als
mit Fakten. Das meine ich mit “subjektiv sein”. Es ist wie wenn ein Arzt einen
Patienten sieht mit Fieber, Durchfall, Erbrechen, Schwäche und Schock, und dann
Cholera als die Ursache erklärt. Es kann schon Cholera sein, aber was von den
Dutzenden anderer Mikroben, die ein ähnliches Muster erzeugen? Was, wenn Ihr
Leben davon abhängt?
CJ:
Ich verstehe, was Sie sagen wollen. Glauben Sie, nachdem wir nun gesehen haben,
was sich wirklich im Dichtegradienten ansammelt, daß sich das Blatt gegen HIV
wenden wird?
EPE:
Ich möchte hoffen, daß diese Daten zu einem Wendepunkt werden. Besonders, je
mehr Leute sie zu sehen oder zur Kenntnis bekommen. Und es bestätigt, was
unsere Gruppe seit sehr langer Zeit gesagt hat. In der Einführung zu der
französisch-deutschen Arbeit versichern die Autoren klar, daß vor ihren
Aufnahmen der 1,16g/ml Dichtegradient als “eine Population relativ reiner
viraler Partikel enthaltend betrachtet worden” sei. Das ist unser Punkt. HIV
wurde nie isoliert, und doch haben in den vergangenen 14 Jahren Wissenschaftler
und biomedizinische Hersteller dieses Material verwendet, um Proteine und RNS
zu gewinnen, als wäre es pures HIV. Bilder sind gewaltig (beeindruckend), und
das gilt für beide Seiten.
CJ:
Was, meinen Sie, sollte nun mit der AIDS-Forschung geschehen?
EPE:
Ich meine, die traditionelle Methode der Virus-Isolation sollte so schnell wie
möglich unter Verwendung von Kulturen mit Zellen von AIDS-Patienten und von
geeigneten Kontrollen angewandt werden. Wie ich sagte, müssen wir ein für
allemal herausfinden, ob es so etwas namens HIV gibt. Es brauchte vierzehn
Jahre, bis wir gerade eine Handvoll Elektronenmikroskop-Aufnahmen von einem
Dichtegradienten bekamen, und selbst wenn diese Bilder nichts anderes zeigten
als die richtig aussehende Art von Partikeln, vermissen wir immer noch alle
anderen Schritte, die notwendig sind, um zu einem Retrovirus zu kommen.
CJ:
Welche Schritte sind am wichtigsten?
EPE:
Alle Schritte sind wichtig. Bestätigung der Anwesenheit Retroviren-artiger
Partikel in den Kulturen, Reinigung und Analyse dieser Partikel, der Nachweis,
daß die Partikel sich replizieren können, und der Nachweis, daß die Antikörper
im Patientenblut, die mit den Proteinen reagieren, die von den Partikeln
gewonnen wurden, spezifisch sind.
CJ:
Wenn das nicht der Fall ist?
EPE:
Wenn die gleichen Phänomene in den Kontrollkulturen gefunden werden, oder wenn
die Partikel, die bei 1,16g/ml bandieren, die falsche Gestalt haben oder nicht
infektiös sind, oder wenn die Antikörper von AIDS-Patienten nicht spezifisch
für diese Partikel sind, dann dürfen AIDS-Patienten nicht als mit einem
speziellen Virus HIV infiziert bezeichnet werden.
CJ:
Was bedeutet, daß HIV ein ähnliches Ende nehmen könnte wie HL23V?
EPE:
Das ist gut möglich. Die dem HL23V zugesprochenen Proteine wurden in der
gleichen Weise bestimmt wie die HIV-Proteine. Durch Antikörper-Reaktionen. Als
dann die Antikörper als nicht spezifisch entlarvt wurden, verschwand HL23V. Im
Fall von HL23V war es verhältnismäßig leicht, weil die Antikörper in so vielen
Leuten vorhanden waren, die nie Leukämie bekommen würden. Deswegen mußte man
sie als etwas einstufen, das nichts mit Leukämie zu tun hat, und das wurde
schließlich am Sloan Kettering und am National Cancer Institute erwiesen. Meine
Gruppe glaubt, daß die Wissenschaft schließlich akzeptieren wird, daß für
HIV-Antikörper das gleiche gilt. Sehen Sie, AIDS-Patienten sind überschwemmt
mit Antikörpern zu so vielen verschiedenen Sachen, daß ein paar von ihnen
leicht mit zwei oder drei der zehn Proteine reagieren können, die auf einem
“HIV”-Teststreifen zur Anwendung kommen. Das ist alles, was es braucht, um als
HIV-positiv diagnostiziert zu werden. Es gibt jetzt tatsächlich genügend
Beweise, daß Antikörper, die sich im Gefolge einer Infektion mit den beiden
Mikroben, die 90% der AIDS-Patienten befallen, mit allen HIV-Proteinen
reagieren. Ich meine die als Mykobakterien und Hefen (Candida albicans)
bekannten Keime, die zusammen die beiden häufigsten AIDS-definierenden
Krankheiten hervorrufen. Wir haben eine Arbeit darüber beim britischen Journal Current
Medical Research and Opinion39 in Druck gegeben. Wenn das
der Fall ist, wie kann da einer behaupten, diese Antikörper bewiesen die
Infektion mit HIV, oder daß diese Krankheiten durch HIV verursacht würden?
CJ:
Eleni Papadopulos-Eleopulos, vielen Dank für die mir gewidmete Zeit.
EPE:
Es war mir ein Vergnügen.
Christine Johnson
ist Mitglied von MENSA
und freie Wissenschaftsjournalistin in Los Angeles, USA. Sie ist Wissenschafts-Informations-Koordinatorin
von HEAL/Los Angeles, gehört zum Beirat von Continuum Magazin und sie ist
Redakteurin bei ”Reappraising AIDS”. Sie hat einen weiten Hintergrund in Medizin-,
Gesetzes- und Bibliotheks-Recherchen. Sie ist von dem Wunsch motiviert, die
Wahrheit über AIDS herauszufinden. Ihr besonderes Augenmerk richtet sie darauf,
Informationen aus unverständlichen (oder unbekannten)
Fachwissenschaftsjournalen für Laien zugänglich zu machen. Während der vergangenen
vier Jahre verfolgte sie das Ergehen der Gruppe von Perth und schrieb kritische
Artikel über die HIV-Antikörpertests, die weltweit publiziert wurden.
Christine
Johnson, Juli 1997
P.O.
Box 2424 Venice, California 90294-2424 USA
Telefon:
(310) 392-2177; Fax: (310) 273-2972
email
<ay409@lafn.org>
Wenn Sie Kopien von
der Arbeit der Gruppe in Perth wünschen, setzen Sie sich bitte in Verbindung
mit:
Eleni Papadopulos-Eleopulos, Department of Medical Physics,
Royal Perth Hospital, Perth, Western Australia.
Telefon: 61 8 92243221; Fax: 61 8 92243511.
email <vturner@cyllene.uwa.edu.au>
Adresse von Continuum: Rear - Unit 4, 1a Hollybush Place, GB-London E2
9QX
(
Tel 0044 / 1716133909
3 Fax 0044
/ 1716133312
Die Liste der
Referenzen kann von continuum bezogen werden.
Natürlich ist dies eine Kritik lediglich
innerhalb des „Horizonts“ der AIDS-Forschung selbst, was aufzeigt, daß es dort
die richtigen Lügner/Betrüger wie Gallo und Montagnier gibt, aber auch
anständige Forscher, wie Frau Eleni Papadopulos–Eleopulos. Frau Eleni
Papadopulos–Eleopulos kennt aber (leider) die Germanische NEUE MEDIZIN® nicht. Mit
Kenntnis der Germanischen NEUEN MEDIZIN® wäre die Kritik noch fundierter.